
40 Filialen in Deutschland
Die Technik-Kette Gravis akzeptiert kein Bargeld mehr
16.01.2023 09:44 Uhr
Die Deutschen und ihre Liebe zum Geld: Die Geschichte hat eine andere Facette. Die Technologiekette Gravis, vor allem als großer Händler für Apple-Produkte bekannt, nimmt künftig weder Scheine noch Münzen an. Die Nachfrage ist einfach nicht mehr groß, Kritik wird gelassen gesehen.
Die deutsche Technologiekette Gravis, die eng mit Apple zusammenarbeitet, nimmt seit Montag keine Barzahlung mehr an. Wie das Unternehmen auf “Spiegel”-Anfrage bestätigte, gilt dies für alle Filialen – bundesweit sind es 40 – und unabhängig vom Einkaufswert. Das würde bedeuten: Auch wenn Sie nur für ein paar Euro ein Zubehör bei Gravis kaufen möchten, helfen Ihnen Münzen und Scheine aus dem Portemonnaie in Zukunft nicht weiter.
Laut dem Zeitungsbericht erklärte das Unternehmen, dass die Barzahlungsquote etwa zwei Jahre lang “vernachlässigbar” gewesen sei. Nur ein „kleiner einstelliger Prozentsatz“ der Kunden zahlt heute noch bar bei Gravis.
Die Kette betonte zudem, dass ihre Entscheidung nach „einer erfolgreichen Testphase in ausgewählten Geschäften aufgrund der überdurchschnittlichen Akzeptanz bargeldloser Zahlungen“ getroffen worden sei. Bargeldloses Bezahlen sei „aus Kundensicht einfach, sicher, schnell – und längst erlernt“. Sie gehen mit dem Schritt „den Weg unserer Kunden aktiv mitgehen“.
Händler profitieren
Dahinter steckt laut “Spiegel” nicht nur eine Orientierung am Kundenverhalten, sondern auch betriebswirtschaftliches Kalkül. „Für uns als Händler ist das bargeldlose Bezahlen günstiger, einfacher und ermöglicht schnellere Prozesse“, fasst Gravis seine eigenen Vorteile zusammen. Das Unternehmen kann seine Preise für die Kunden länger stabil halten.
Rechtliche Probleme befürchtet Gravis hingegen nicht: Die Rechtslage sehe vor, „dass legale Zahlungsmittel ausgeschlossen werden können, wenn darüber Auskunft gegeben wird“. Dies geschehe über Hinweise in den Filialen, „in Form von gut sichtbaren Aushängen im Kassenbereich“ und über die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), erklärte das Unternehmen.
Auf eine Frage nach möglicher Kundenunzufriedenheit antwortet Gravis: Stellen Sie sich darauf ein, „dass am Anfang gelegentlich noch Erklärungsbedarf besteht“, akzeptieren Sie aber, „dass die meisten unserer Kunden die Vorteile des bargeldlosen Bezahlens nachvollziehen können“.
Die Deutschen mögen ihr Geld
Bargeld ist ein emotional aufgeladenes Thema, insbesondere in Deutschland, einem Land, in dem Bargeld noch relativ häufig verwendet wird. Ein Argument für die Barzahlung wäre bei einem Unternehmen wie Gravis, dass es kein Problem sei, mit diesem Zahlungsmittel technische Geräte und Zubehör anonym zu kaufen.
Und natürlich macht die Barzahlung als eine von mehreren Zahlungsmethoden die Kunden flexibler. So waren im vergangenen Frühjahr Kartenzahlungen bei vielen Händlern wegen technischer Probleme mit einem bestimmten, weit verbreiteten Bezahlterminal vorübergehend nicht mehr möglich.
Bisher könne man bei Gravis jedes Produkt bar bezahlen, heißt es. Das Unternehmen ist mit seinen 40 Filialen einer der bekanntesten deutschen Technikhändler und unter anderem in Hamburg, Köln und Berlin präsent. Sie ist nach eigenen Angaben „Deutschlands größte autorisierte Apple-Handelskette“ und der „größte zertifizierte Apple-Servicepartner“ in ganz Europa. Das Unternehmen gehört der Freenet AG.