Arbeitsleben im Vergleich: Wie machen es andere Länder mit der Rente?

Stand: 14.12.2022 14:53

Angesichts der wachsenden Zahl von Rentnern in Deutschland wird zunehmend gefordert, dass ältere Arbeitnehmer länger im Erwerbsleben bleiben. Bundeskanzler Scholz hat die Debatte kürzlich neu entfacht. Wie machen das andere Länder?

Österreich: Höhere Beiträge, aber später mehr Geld

Von Florian Haas, ARD Studio Wien

Die Menschen in Österreich gehen nicht nur im Durchschnitt früher in Rente als Arbeitnehmer in Deutschland – sie bekommen auch mehr Geld. Dass die Beiträge dafür höher sind, wird mehrheitlich akzeptiert. In Österreich heißt die Rente Rente. Fast alle Arbeitnehmer zahlen in das System ein – darunter Selbständige, Politiker und zunehmend auch Beamte. Betriebliche und private Altersvorsorge spielen keine so große Rolle.

Weitere wichtige Unterschiede zu Deutschland: Der Arbeitgeberanteil ist höher, die Pensionierung mit 67 Jahren ist nicht vorgesehen und das Regelpensionsalter unterscheidet sich nach Geschlecht: 65 Jahre für Männer, 60 Jahre für Frauen. Ab 2024 muss auch die Grenze für Frauen schrittweise erhöht werden. Ab 2033 dürfen sie zudem erst mit 65 Jahren ohne Abschläge in Rente gehen. Allerdings arbeiten Frauen im Durchschnitt bereits länger als nötig, während das tatsächliche Eintrittsalter für Männer bei gut 63 Jahren liegt. Die Rente wird 14 Mal im Jahr ausbezahlt – es gibt eine Art Weihnachts- und Urlaubsgeld.

Wer über 65 hinaus freiwillig arbeitet, wird in Österreich mit einem Bonus belohnt: gut vier Prozent mehr pro Jahr, begrenzt auf drei Jahre. Außerdem sinken in dieser Zeit die Versicherungsbeiträge für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Auch Lesen :  Wirtschaftskrimis made in Germany

Schweden: Das Rentenalter wird schrittweise erhöht

Von Sophie Donges, ARD-Studio Stockholm

Schwedische Arbeitnehmer gehen immer später in den Ruhestand. Denn das Renteneintrittsalter wurde in den letzten Jahren angehoben. Ab dem kommenden Jahr können die Schweden ihre Rente frühestens mit 63 Jahren beziehen.

Sophie Donges

Sie erhalten ihr volles Gehalt mit 66 Jahren. Schweden ging im Durchschnitt zuletzt mit knapp 65 Jahren in den Ruhestand – obwohl die Altersgrenzen damals noch niedriger lagen. Neu ist, dass ab 2026 ein sogenanntes Regelalter gelten muss.

Die neue Altersgrenze orientiert sich dann an der Entwicklung der durchschnittlichen Lebenserwartung. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung wird sich das Renteneintrittsalter aller Voraussicht nach schrittweise anpassen. Für das Jahr 2026 wird die volle Rente im Alter von 67 Jahren ausbezahlt.

Japan: Mehr als ein Drittel der über 65-Jährigen arbeiten

Von Kathrin Erdmann, ARD Studio Tokio

In Japan bekommt man ab 65 eine staatliche Grundrente. Aber in vielen Unternehmen beginnt der Ruhestand mit 60, und für die Menschen heißt das: Sie haben noch mindestens fünf Jahre Zeit, um die Lücke zu schließen – Firmen werden von der übernommen Staat verpflichtet, Mitarbeiter so lange wie möglich, vorzugsweise bis zu 75 Jahren, weiter zu beschäftigen.

Dies kann dann aber flexibel erfolgen und bedeutet in der Praxis, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter behalten, aber zu anderen Konditionen und auf anderen Positionen beschäftigen können. Gehalt und Arbeitszeit können deutlich reduziert werden. Aus Sicht des Unternehmens hat dies den Vorteil, dass die frei werdenden Mittel für die Entwicklung junger Mitarbeiter eingesetzt werden können, ohne die Fähigkeiten älterer Mitarbeiter zu opfern.

Mehr als ein Drittel der über 65-Jährigen arbeitet bereits in Japan – ein Weltrekord. 40 Prozent der Japaner wollen bis ins hohe Alter erwerbstätig sein, nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch, weil sie etwas zur Gesellschaft beitragen wollen. Nicht umsonst fordert die japanische Regierung Unternehmen auf, Menschen im Alter zu halten. Bis 2040 wird jeder vierte Japaner über 75 Jahre alt sein.

Spanien: Wer lange einzahlt, kann früher in Rente gehen

Von Franka Welz, ARD Studio Madrid

In Spanien wird das gesetzliche Renteneintrittsalter im Rahmen einer reibungslosen Übergangsphase angehoben. Jahr für Jahr gehen sie wenige Monate später in den Ruhestand und erreichen 2030 das 67. Lebensjahr. Wer 2023 in Spanien in Rente gehen möchte, kann dies in der Regel vier Monate nach seinem 66. Geburtstag tun. Wer besonders lange in das System eingezahlt hat, kann aber auch früher in Rente gehen – 37 Beitragsjahre und neun Monate reichen hier aus, um mit 63 Jahren freiwillig in den Vorruhestand zu gehen, also deutlich weniger als in Deutschland.

Es besteht auch die Möglichkeit einer unfreiwilligen Frühverrentung – also im Falle einer Kündigung. Wenn Sie genügend Beitragsjahre angesammelt haben, können Sie dies mit 61 Jahren tun. Allerdings sollte man auch wissen, dass die durchschnittliche Lebensarbeitszeit in Spanien mit gut 35 Jahren mehr als drei Jahre kürzer ist als in Deutschland.

Portugal: Zusammenhang mit der Lebenserwartung

Von Franka Welz, ARD Studio Madrid

In Portugal betrug das normale Rentenalter in diesem Jahr 66 Jahre und sieben Monate. Wie beispielsweise in den Niederlanden gibt es in Portugal einen automatischen Mechanismus, der das Renteneintrittsalter an die Entwicklung der Lebenserwartung koppelt. Maßstab ist hier die durchschnittliche Lebenserwartung von 65 Jahren; steigt sie, erhöht sich auch das Rentenalter.

Im kommenden Jahr wird, wie schon 2024, das gesetzliche Rentenalter in Portugal um drei Monate auf 66 Jahre und vier Monate gesenkt. Grund ist die sinkende durchschnittliche Lebenserwartung durch die Corona-Pandemie. Unter bestimmten Voraussetzungen ist auch in Portugal eine vorzeitige Altersrente möglich.

Zu den berücksichtigten Faktoren zählen unter anderem unfreiwillige Langzeitarbeitslosigkeit, gesundheitlich besonders belastende Berufe wie Bergleute, Fluglotsen, aber auch Tänzer und natürlich Langzeitbeiträge.

Source

Leave a Reply

Your email address will not be published.

In Verbindung stehende Artikel

Back to top button