

Durch den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise war die Nachfrage nicht nur nach Solaranlagen auf Dächern, sondern auch nach Balkonsteckdosen gestiegen.
Ab dem 1. Januar entfällt die Umsatzsteuer für Solaranlagen mit einer Spitzenleistung bis 30 Kilowatt, weshalb Kunden auch Balkonkraftwerke zu einem deutlich günstigeren Preis erhalten können.
Auch der Discountanbieter Netto ist auf den Zug aufgesprungen und bietet ein Set mit Wechselrichtern für 700 Euro an – allerdings ohne Montage- und Installationssystem und mit einem nicht genormten Schutzkontaktstecker. Hier erklären wir, was Kunden bei Balkonkraftwerken beachten müssen.
Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Energiekrise lösten im vergangenen Jahr einen regelrechten Run auf Solaranlagen aus. Da sie aber teuer und für Mieter ohne Eigenheim und Dachfläche oft nicht in Frage kommen, ging die Nachfrage auch über ein anderes Produkt: steckerfertige Solaranlagen für Balkon oder Terrasse, die Strom für den Eigenbedarf erzeugen.
Diese sogenannten Balkonkraftwerke sind so beliebt, dass sie auch von Netto, einem zu Edeka gehörenden Discounter, angeboten werden. Bereits ab 499 Euro sind zwei Panels mit einer Spitzenleistung von 810 Watt erhältlich, allerdings ohne die nötigen Wechselrichter und Anschlusskabel. Rund 700 Euro muss man für das ganze Set bezahlen. Trotzdem war das Angebot nach kurzer Zeit ausverkauft, wie das Portal „Heise“ berichtet. Aber es ist schon mehr auf dem Weg. Im Netto Onlineshop beträgt die Lieferzeit ca. 40 Tage.
Allerdings müssen Kunden einiges beachten: Zum einen wird das Set ohne Aufbau- oder Installationssysteme für Balkon oder Garten verkauft. Zum anderen ist eine Anmeldung bei Vermietern, Netzbetreibern und der Bundesnetzagentur erforderlich. Und die Frage nach dem richtigen Stecker bleibt. Das Netzmodell hat einen Anschluss für einen handelsüblichen Schutzstecker. Der Standard des Elektrotechnischen Vereins und einiger Netzbetreiber fordert jedoch explizit das Vorhandensein einer sogenannten Wieland-Steckdose. Alles Wissenswerte rund um Stecker-Solar haben wir hier zusammengestellt.
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Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?
Grundsätzlich funktioniert eine Balkon-Solaranlage wie eine Dach-Solaranlage: Sie besteht aus einem oder mehreren Solarmodulen, die bei Sonneneinstrahlung Gleichstrom produzieren. Daran ist ein sogenannter Inverter angeschlossen, der Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt. So kann der Strom ins Netz eingespeist werden – und das funktioniert bei Balkonkraftwerken ganz einfach über einen Stecker.
Balkonkraftwerke sind keine großen Photovoltaikanlagen, wie sie beispielsweise auf Einfamilienhäusern installiert sind. Sie haben in der Regel nur eine Anschlussleistung von bis zu 600 Watt, die vom Wechselrichter bestimmt wird. Das heißt: Auch wenn Sie zwei Panels mit jeweils maximal 410 Watt Leistung verbauen, ist die Leistung des Wechselrichters begrenzt. Sein Zweck ist es, den Haushalt vor einer Überlastung des Stromnetzes zu schützen. Zum Vergleich: Große Solaranlagen für Einfamilienhäuser bieten mehrere Kilowatt Spitzenleistung.
Balkonkraftwerke sind in erster Linie für die Produktion für den Eigenbedarf bestimmt. Wenn die Anlage Strom produziert, wird dieser von Haushaltsgeräten wie Kühlschränken und Waschmaschinen verbraucht und reduziert so die Strommenge, die vom Netzbetreiber bezogen wird. Das senkt langfristig die Stromkosten. Für den Eigenbedarf reicht laut Verbraucherzentrale in der Regel ein handelsübliches 350-360-Watt-Modul aus.
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Wie viel Strom produziert das Balkonkraftwerk tatsächlich?
Wie viel Strom ein solches Balkonkraftwerk produziert, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu gehört neben der Anzahl der Paneele und der Leistung auch die Ausrichtung des Balkons, also der Winkel, in dem die Module am Balkon befestigt werden. Und natürlich gibt es das ganze Jahr über viele Sonnenstunden.
Der Solarrechner der HTW Berlin macht bei verschiedenen Parametern einen guten Eindruck. Hier können Benutzer verschiedene Parameter einschalten und eine Schätzung der Leistungsabgabe erhalten. Beispiel: Ein Panel mit einer Nennleistung von 350 Watt produziert laut Rechner etwa 240 Kilowattstunden pro Jahr – vorausgesetzt, das Panel hängt an einem Südbalkon. Steht das Panel in einem Winkel von 45 Grad zum Balkongrill, lässt sich laut Computer die Stromproduktion auf 340 Kilowattstunden steigern. Zum Vergleich: Laut dem Vergleichsportal Verivox verbraucht ein durchschnittlicher Zwei-Personen-Haushalt rund 2.100 Kilowattstunden pro Jahr.
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Daher werden Balkonkraftwerke 2023 günstiger und diese Anbieter wird es geben
Die Preise für Balkonkraftwerke können je nach Anbieter, Leistung und Ausstattung stark variieren. Spätestens ab Anfang Januar sollen Verbraucher deutlich günstigere Angebote finden können. Mit einer Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes hat die Bundesregierung die Anschaffung von kleinen Solaranlagen bis 30 Kilowatt Spitzenleistung zum 1. Januar 2023 von der Umsatzsteuer befreit.
Die Einzelhändler scheinen diese Kostensenkungen auch weiterzugeben, einige haben sogar Ende letzten Jahres damit begonnen. Beim Anbieter Priwatt kostete das Einzelmodul im vergangenen November 499 Euro – aktuell ist es für 419 Euro zu bekommen. Und auch bei anderen Händlern zeigten Muster von Computer Bild, dass die Systeme tatsächlich rund 19 Prozent günstiger geworden sind.
Neben dem Leipziger Start-up Priwatt haben sich auch Unternehmen wie Yuma, EET Energy und Alpha Solare auf Balkonkraftwerke spezialisiert. Aber auch Shops wie Plugin Energy oder Lieckipedia haben Plugins. Laut Bundesverband Solarwirtschaft gibt es mehr als 150 Anbieter von steckerfertigen Solaranlagen. Einen detaillierteren Marktüberblick bieten die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) und das PV-Magazin.
Beim Preisvergleich müssen Sie auch berücksichtigen, dass eventuell ein neuer Zähler eingebaut werden muss. Für den Betrieb des Balkonkraftwerks ist mindestens ein Rücklaufzähler erforderlich. Wenn Sie keinen haben, läuft Ihr Zähler rückwärts, wenn Sie überschüssigen Strom in das Netz einspeisen. Bedeutung: Vom Lieferanten bezogener Strom wird nicht mehr in Rechnung gestellt. Für den Austausch des alten Zählers darf Ihnen der Netzbetreiber keine Kosten berechnen – laut Verbraucherzentrale können die jährlichen Zählerkosten aber auf bis zu 20 Euro steigen.
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Wo müssen die Module registriert werden – und welchen Connector benötigen Sie
Grundsätzlich kann ein Laie das System selbst aufbauen und anschließen. Interessenten könnten die Außenseite des Balkongeländers auch selbst reparieren, erklärte Reinhard Loch von der Verbraucherzentrale NRW im November gegenüber Business Insider – wenn sie sich daran trauen und besonders auf Sicherheit achten.
Und obwohl die Module nicht dafür ausgelegt sind, Strom zu erzeugen und ins Netz einzuspeisen, müssen sie registriert werden. Mieter müssen ihren Vermieter, Wohnungseigentümer, um eine Eigentümerversammlung des jeweiligen Gebäudes bitten, erklärt die Verbraucherzentrale. Auch Balkonkraftwerke müssen bei ihrem Netzbetreiber und der Bundesnetzagentur in das sogenannte Marktgrunddatenregister eingetragen werden.
Hinzu kommen noch zwei weitere Hürden – nämlich der Stecker und die richtige Steckdose. Grundsätzlich können Balkonkraftwerke mit einfachen Schutzkontaktsteckern (Schuko) angeschlossen werden, wenn der Wechselrichter über einen sogenannten NA-Schutz verfügt. Die Norm des Verbands der Elektrotechnik (VDE), des Verbands der Elektronik und Informationstechnik, sieht jedoch einen sichereren Wieland-Stecker vor.
Laut Dr. Reinhard Loch von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat eigens den Einbau der Wieland-Steckdose angeordnet – das muss eine Elektrofachkraft machen. Versicherungstechnisch sind Sie mit dem Wieland-Stecker dank VDE-Norm auf der sicheren Seite. Der Standard wird jedoch derzeit überarbeitet. Klaus Müller, Leiter der Bundesnetzagentur, sagte in einer Stellungnahme, dass bei Verwendung eines zertifizierten Wechselrichters und eines vorhandenen FI-Schalters ein Standard-Schuko-Stecker ausreiche. Er orientiert sich an der Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS), die auch den Schuko-Stecker für ausreichend hält.
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Benötigt wird eine Balkonsteckdose
Viele Wohnungen, insbesondere Altbauten, verfügen jedoch nicht einmal über eine Balkonsteckdose, an der PV-Module angeschlossen werden können. Und im Winter möchte kaum jemand das Fenster offen lassen, um das Kabel hindurchzuführen. Laut Dr. Reinhard Loch mit dem Vermieter festgelegt und eine Fachfirma durchgeführt. Diese Kosten würden sich also summieren und die Amortisationszeit des Systems erheblich verlängern. Vor allem, weil es schwierig sein kann, geeignete Handwerksbetriebe zu finden.
Balkonspeicher verbessern laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen die Wirtschaftlichkeit der Anlage nicht: „Aus unserer Sicht lohnt sich die Speicherung aufgrund der geringen Größe von Balkonkraftwerken nicht“, erläutert Dr. Dr. . Reinhard Loch. „Man sollte sie also nur aus Eigennutz bestätigen, also wenn man noch unabhängiger werden will. Weniger aus Sparsamkeitsgründen.