COP15: 30 Prozent der Erdoberfläche soll Schutzgebiet werden

Dies zeigt sich beispielsweise in den Umweltzielen der Meeresstrategischen Rahmenrichtlinie, die allesamt zurückgebaut wurden. Ein besonders eklatantes Beispiel für die Wirkungslosigkeit des Schutzes ist das Hafenziel. Sein Bestand in der deutschen Nordsee hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert. Das bis zu 1,80 Meter lange Meeressäugetier ist nicht irgendein Bewohner der deutschen Küste. Sie ist eine „Vorzeigeart“, an deren Bedürfnissen sich das Schutzgebietskonzept orientiert hat.

Die Lage an den Küsten ist so desolat, dass die Europäische Kommission sogar ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland wegen unzureichender Umsetzung von Natura 2000 einleitet. Der Grund für die verheerende Bilanz liegt auf der Hand. „In den Schutzgebieten gibt es fast keine Einschränkungen, außer dem Anlagenbau ist alles erlaubt“, sagt Detloff. Mit anderen Worten: Sie dürfen zum Beispiel keine Ölplattformen oder Windkraftanlagen bauen, aber es gibt weiterhin keine Beschränkungen für die Fischerei oder die Schifffahrt.

Auch Lesen :  Wissenschaft - Hälfte der Gletscher auch bei geringer Erwärmung verloren - Wissen

Lemke kennt die Situation vor Ort gut. Sie hat mit dafür gesorgt, dass im Koalitionsvertrag zehn Prozent der deutschen AWZ – die 200-Seemeilen-Zone von der Küste entfernt – künftig von schädlicher Nutzung freigehalten werden. „Das ist ein wichtiges Signal, dass die Naturschutzpolitik hoffentlich ernst genommen wird“, sagt Detloff, der den Zustand der deutschen Küsten als warnendes Beispiel für die Verhandlungen in Kanada sieht: „Unsere Situation zeigt, dass die Qualität der Schutzgebiete.“

Biodiversität existiert in vielen Regionen nicht mehr

Global entscheiden aber die reichen Länder des Nordens weniger über den Erhalt der Biodiversität. Nach Jahrhunderten der industriellen und agroindustriellen Ausbeutung sind sie ökologisch sehr arm. 80 Prozent der weltweiten Biodiversität findet man heute auf nur noch 20 Prozent der Erdoberfläche – meist in tropischen Regionen. Es sind vor allem die indigenen Gemeinschaften, die die Natur nutzen und mit ihr leben. Für den Erfolg des globalen Naturschutzes gilt es daher als entscheidend, ihre Interessen zu berücksichtigen und ihre Rolle als „Hüter der Natur“ anzuerkennen und zu stärken.

Auch Lesen :  Dugong-Kühe teils vom Aussterben bedroht | Freie Presse

Mehr als 30 Prozent der von indigenen Gemeinschaften bewohnten Gebiete wie der Amazonas-Regenwald oder die verbliebenen intakten Wälder Papua-Neuguineas oder Indonesiens müssen geschützt werden, um ihre ökologische Funktionalität und Biodiversität zu erhalten. Der Amazonas-Regenwald zum Beispiel würde mit 30 Prozent Schutz verloren gehen. „Er könnte sein eigenes Klima nicht mehr regulieren und würde zu einem Trockenwald. Sie benötigt 60 bis 80 Prozent ihrer Fläche, um das Klima zu regulieren“, sagt Hans Otto Pörtner vom Weltklimarat IPCC. Auch die indigenen Völker Amazoniens fordern ein Abkommen, das 80 Prozent des Amazonas schützt.

Es braucht mehr als nur 30×30

Selbst wenn das 30-Prozent-Ziel mit wirkungsvollen Detailregelungen versehen und partnerschaftlich mit den am stärksten Betroffenen umgesetzt wird, wird es wohl kaum ausreichen, um das Ziel des Abkommens zu erreichen, den Verlust von Arten und Lebensräumen in den nächsten Jahrzehnten zu stoppen und die Entwicklung umzukehren . „Im Gesamtpaket der Ziele müssen wir alle Treiber des Biodiversitätsverlusts adressieren“, sagt Inka Gnittke, Leiterin der deutschen Verhandlungsdelegation in Montreal. „Wenn es nur in einem Bereich zu viel Abstand gibt, hilft uns das insgesamt nicht weiter.“ Neben dem 30×30-Ziel ist das Bemühen, in den nächsten Jahren 20 Prozent der geschädigten Ökosysteme zu renaturieren, eine der Kernforderungen. mit denen Deutschland in die Verhandlungen einsteigt, betont Gnittke. Wichtig ist auch das Ziel, die Belastung der Umwelt durch Plastik, Pestizide, Schadstoffe und Düngemittel deutlich zu reduzieren. Gnittke will keine roten Linien ziehen: „Aber klar ist, dass wir als Europäische Union insgesamt mit einem ambitionierten Ergebnis aus den Verhandlungen gehen müssen“, sagt sie.

Auch Lesen :  das DDE Open Science Forum

Source

Leave a Reply

Your email address will not be published.

In Verbindung stehende Artikel

Back to top button