
Rubik’s Cubes, Pokémon, Power Rangers – alle gab es schon einmal und sind jetzt wieder beliebt bei Kindern. Warum ist Retro im Trend?
Eltern sind verwöhnt mit Weihnachtsgeschenken. In Spielwarengeschäften buhlt oft eine schier unüberschaubare Masse an Produkten um Aufmerksamkeit. Kein Wunder, dass Eltern dann gerne zu Altbewährtem greifen: Spielzeug, das sie aus ihrer eigenen Kindheit kennen und an das sie sich gerne erinnern. Retro ist einer der größten Trends, den die Spielwarenbranche derzeit erlebt. wieder.
„Es gibt immer wieder Wellen“, sagt Ulrich Brobeil vom Deutschen Spielwarenindustrie-Verband (DSVI). Zum Beispiel der Zauberwürfel, an dem Generationen getüftelt haben und der heute in zahlreichen Variationen in Kinderzimmern zu finden ist. Oder Spielzeug und insbesondere Sammelkarten für Pokémon-PC-Spiele. „Sie sind auf dem Schulhof angesagt“, sagt Axel Dammler, Marktforscher in München.
Der Retro-Trend wird einerseits von den Eltern und andererseits von der Industrie befeuert. Aber wo kommt es her? „Erwachsene kaufen das Spielzeug, das sie als Kinder kannten“, erklärt Karin Falkenberg, die als Leiterin des Nürnberger Spielzeugmuseums Trends und Moden in der Spielzeuggeschichte auf dem Laufenden hält. „Sie haben einen sehr starken Wiedererkennungswert, der sich ins Gedächtnis einbrennt.“
Genau hier kommen einige Spielzeuge ins Spiel. Sie sprechen Erwachsene an, weil sie es sind, die letztendlich das Geld ausgeben. „Sie kaufen ein Spielzeug, weil sie damit Kindheitserinnerungen verbinden und selbst davon begeistert sind“, sagt Steffen Kahnt vom Bundesverband Spielwareneinzelhandel.
Etablierte Marken werden reaktiviert
Ein Beispiel dafür ist die Lego Star Wars-Linie, die vor einigen Jahren jedes Jahr einen Umsatzzuwachs verzeichnete, sagt er. Einige der Original-Kinofilme waren nicht einmal für das Alter der Zielgruppe zugelassen, an die sich die Baukästen richteten. Zudem orientierten sich die Motive eher an den alten Star-Wars-Filmen, die Eltern aus der Kindheit kannten.
Spielwarenhersteller können daher von der Reaktivierung etablierter Marken profitieren. „Deine Eltern sind mit an Bord“, sagt Experte Dammler. Zudem könnten Hersteller Entwicklungskosten und Rechte einsparen. So könnten sie neue Produkte günstiger auf den Markt bringen und testen, ob sie funktionieren.
Auch Neuerscheinungen alter Serien und Filme können einen Retro-Trend auslösen. Laut Hersteller Hasbro haben sie neue Fans für Spielzeuge wie „Power Rangers“, „Transformers“ und „My Little Pony“ gewonnen. Allerdings ist sich der US-Konzern besonders der seit Jahrzehnten bestehenden Gegenreaktionen auf Brettspiele wie „Monopoly“ oder „Risk“ bewusst. Die meisten Hallenspielklassiker seien in guter Erinnerung und die Regeln bereits bekannt, erklärt der Sprecher.
Auch Spielesammlungen sind auf dem Vormarsch
Das kann der Puzzle- und Spielehersteller Ravensburger bestätigen. Seit dem Frühjahr 2020 würden Spieleklassiker wie „Das verrückte Labyrinth“ oder „Sagaland“ besonders häufig verkauft, sagt der Sprecher. Auch Spielesammlungen sind auf dem Vormarsch. Zudem hat die Unternehmensgruppe die Spiele, die heutige Eltern aus der Kindheit kennen, bewusst neu aufgelegt.
Doch nicht jedes Spielzeug passt zur Retro-Welle. „Nur weil es wiederkommt, heißt das noch lange nicht, dass es erfolgreich sein wird“, betont Marktforscher Dammler. Doch was macht ein gelungenes Retro-Spielzeug aus? „Das sind brillante Ideen, die heute noch aktuell sind. Aber sie werden in eine neue Ära übersetzt“, erklärt DSVI-CEO Brobeil.
Museumsdirektor Falkenberg fügt hinzu, dass es diese Retro-Spielzeuge sind, die sie in der Masse erscheinen lassen. Sie haben meist ein sehr markantes Design. “Spielzeug, bei dem ganze Generationen sagen: Ach ja, das hatte ich auch.” (dpa)