Deutschland will Panzer an Ukraine liefern: Die Reaktionen

Deutschland will der Ukraine Schützenpanzer und ein Raketenabwehrsystem liefern. Applaus kommt von deutschen und ukrainischen Regierungsvertretern, Kritik von der russischen Botschaft. Folgt nun die Debatte um die Lieferung von Kampfpanzern?

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Deutschland will den Schützenpanzer Marder an die Ukraine liefern.

Deutschland will den Schützenpanzer Marder an die Ukraine liefern.

Sven Eckelkamp / Imago

Nun ja: Deutschland will Marder-Schützenpanzer und ein Patriot-Raketenabwehrsystem an die Ukraine liefern. Das teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Donnerstagabend mit. Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden hatten zuvor telefoniert. Die Waffen müssen im ersten Quartal des Jahres geliefert werden.

Im vergangenen Dezember wurde angekündigt, dass die Vereinigten Staaten eine Patriot-Flugabwehrraketenbatterie liefern würden. Frankreich kündigte daraufhin an diesem Mittwoch an, eine nicht näher bezeichnete Anzahl von AMX-10 RC „leichten Kampfpanzern“ zu liefern. Mit dieser Ankündigung überraschte Macron wohl die Bundesregierung. Berlin zog am Donnerstagabend nach. Die Ankündigung stieß bei den meisten deutschen und internationalen Regierungsvertretern auf positive Resonanz.

Selenski bedankte sich

In Deutschland begrüßten Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Groenen) die Entscheidung. „Seit Beginn des Krieges haben wir unsere Unterstützung in Zusammenarbeit mit unseren Partnern verstärkt ausgebaut“, sagte Habeck in einer Pressemitteilung. Es ist logisch, dass Deutschland diesen Schritt jetzt geht. Lindner schrieb auf Twitter: „Die Ausdauer der Ukraine muss größer bleiben als Putins Brutalität.“

Der ukrainische Präsident Selenskyj schrieb am Donnerstagabend auf Twitter: „Danke [dem] Bundeskanzlerin für die Entscheidung, eine Patriot-Flugabwehrraketenbatterie an die Ukraine zu liefern.“ Deutschland leiste einen wichtigen Beitrag. Auch der ukrainische Botschafter in Deutschland, Olexi Makejew, dankte ihnen.

Auch der polnische Außenminister Zbigniew Rau begrüßte die Entscheidung. Er wies darauf hin, dass Polen bereits im November vorgeschlagen hatte, Patriot-Abwehrsysteme an die Ukraine zu liefern. Deutschland bot es zunächst Polen an.

Anforderungen an den Kampfpanzer Leopard

Ukrainische Regierungsvertreter haben wiederholt vehement gefordert, dass Panzerlieferungen aus Deutschland erfolgen. Für den Grünen-Politiker Anton Hofreiter kommen die Lieferungen zu spät. Dem ARD-“Morgenmagazin” sagte er am Freitag: “Bis die Ukrainer auf den Panzern ausgebildet sind, also der Märtyrer im Einsatz ist, ist der Krieg für ein Jahr vorbei.” Hofreiter fordert eine europäische Initiative zur Auslieferung des Kampfpanzers Leopard 2.

Hofreiter akzeptiert nicht das Argument der deutschen Kanzlerin, sie wolle nicht alleine gehen. Deutschland könne auch Führung zeigen, wie es Frankreich getan habe, und man könne nur hoffen, dass Frankreich weiterhin eine Führungsrolle übernehmen werde, sagte Hofreiter.

Der CDU-Politiker Armin Laschet sieht das anders. Der Kanzlerkandidat der Unionsparteien bei der Bundestagswahl 2021 wünscht sich eine gemeinsame deutsch-französische Ansage. Auf Twitter fragte er: „Warum handeln Deutschland und Frankreich nicht am selben Tag mit einer gemeinsamen europäischen Botschaft?“

Warum kommt die deutsche Ankündigung jetzt? Der deutsche Militärexperte Carlo Masala spekulierte am Donnerstagabend im ZDF, dass eine Kombination aus dem aktuellen russischen Raketenkrieg gegen ukrainische zivile Infrastruktur und Putins Zurückhaltung bei Friedensverhandlungen der Auslöser für die Entscheidung gewesen sein könnte. Masala sagte zu der Ankündigung der Bundesregierung: “Ich denke, es wurde ein Tabu gebrochen.” Dieser Tabubruch führt dazu, dass nun auch die Frage nach echten Kampfpanzern wie dem Leopard 2 diskutiert wird.

Auch die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann begrüßte die Entscheidung und forderte umgehend die Lieferung deutscher Kampfpanzer vom Typ Leopard. Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses hat wiederholt die Lieferung schwerer Waffen gefordert.

Der Inspekteur der deutschen Luftwaffe, Ingo Gerhartz, spricht sich für eine schnelle Lieferung des Luftverteidigungssystems aus, damit die Ausbildung der ukrainischen Soldaten zeitnah beginnen kann. Es sei ein Kraftakt für die Truppe, aber er fügt hinzu: „Das muss in diesen besonderen Zeiten sein!“ Die Schulung auf dem Marder-Fahrzeug müsse in Deutschland stattfinden und etwa acht Wochen dauern, sagte Regierungssprecher Hebestreit am Freitag.

Kritik an der AfD und der russischen Botschaft

Kritik kommt von der Alternative für Deutschland. Der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Bundestag, Tino Chrupalla, befürchtet, dass weitere Waffenlieferungen die “Eskalationsspirale” weiter beschleunigen könnten. Deutschland drohe endgültig eine Kriegspartei zu werden, mit unabsehbaren Folgen, sagte der AfD-Chef in einer Pressemitteilung.

Auch die Linkspartei wird die Entscheidung kritisch sehen. Schon vor der Bekanntgabe am Donnerstagabend bezeichnete der Geschäftsführer der Linksfraktion im Bundestag, Jan Korte, die Kanzlerin als einen von der FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann getriebenen Mann. „Vor Monaten war es auch mit Blick auf eine mögliche Ausweitung des Konflikts richtig, keine Kampfpanzer zu liefern, und das ist heute so“, twitterte Korte.

Auch die russische Botschaft in Berlin kritisierte die Panzerlieferungen scharf. „Wir verurteilen diese Entscheidung auf das Schärfste und betrachten sie als einen weiteren Schritt zur Eskalation des Konflikts in der Ukraine“, heißt es in einer Pressemitteilung auf der Website der Botschaft. Es ist zynisch, dass diese Entscheidung kurz nach dem Waffenstillstand getroffen wird, den Russland kurz vor dem orthodoxen Weihnachtsfest beschlossen hat. Die Waffenlieferungen würden eine “moralische Linie” darstellen, die die Bundesregierung nicht hätte überschreiten dürfen. Die Entscheidung wird die deutsch-russischen Beziehungen ernsthaft beeinträchtigen.



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