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Umstrittenes Hochwasserschutzprojekt: Abstimmung kurzfristig verschoben
Über das Großprojekt sollte am Mittwochabend bei einer Gemeindeversammlung in Rickenbach abgestimmt werden. Aber das wird nicht passieren. Über die Zuständigkeit des Gemeinderates gibt es unterschiedliche Meinungen.

Auch der Krebsbach, der von Wil nach Rickenbach fließt, ist Teil des Hochwasserschutzprojekts.
Die nächste Wendung im Kampf um ein regionales Hochwasserschutzprojekt. Beteiligt sind unter anderem die Gemeinden Rickenbach, Wilen und Wil. Für gut 45 Millionen Franken wollen sie Krebsbach, Alpbach, Hübbach und Meienmättelibach so sicher machen, dass selbst ein 100-jährliches Hochwasser keinen Schaden mehr anrichten könnte.
Am Mittwochabend hätten die Rickenbacher auf der Gemeindeversammlung über den entsprechenden Kredit abstimmen sollen. Der Stadtrat beantragte die Genehmigung des Anteils von Rickenbacher in Höhe von 11,3 Millionen Franken.
Eine Abstimmung hätte Unsicherheit gebracht
Aber dazu kommt es nicht. Denn die Gemeinde teilte am vergangenen Dienstagabend – ziemlich genau 26 Stunden vor dem Treffen – in einer kurzen Mitteilung mit, dass das betreffende Geschäft verschoben werde. Hinsichtlich des Hochwasserschutzes gibt es unterschiedliche Rechtsauffassungen über die Entscheidungsbefugnis des Gemeinderates. Die daraus resultierende Unklarheit hätte den Gemeinderat veranlasst, den Tagesordnungspunkt zu verschieben. Und weiter:
„Die eigenständige Grundwasserthematik, die auch zu den Diskussionen geführt hat, lässt sich so gründlich studieren.“
Hintergrund dieser Entscheidung dürfte sein, dass im Falle einer Ablehnung des Kredits Unsicherheit über das weitere Vorgehen bestanden hätte. Der für das Projekt zuständige Kanton Thurgau ist der Meinung, dass die Massnahmen unerlässlich sind und sich auch die Gemeinden finanziell beteiligen müssen. Marco Sacchetti, Generalsekretär des kantonalen Bau- und Umweltdepartements, hatte kürzlich gegenüber dieser Zeitung auf die durch diese Abstimmung gewährte “Wahlbetrugsfreiheit” hingewiesen.
Nun gilt es zu klären, wie es mit dem Hochwasserschutzprojekt weitergeht. Die entscheidende Frage ist, ob die Ausgaben als Verbindlichkeit angesehen werden. Wenn das der Fall ist, können sich die Wähler nicht zu dem Kredit äußern und es muss über das Geld gesprochen werden.
Wird Wilne sich wieder umdrehen?
Spannend ist nun auch, wie es in der Nachbargemeinde Wilen weitergeht, wo es bisher die meisten Einsprachen gegen das Projekt gab. Auch dort sollte die Ehre vor das Volk kommen. Das beschloss der Gemeinderat, nachdem er die Ausgaben zunächst als Verpflichtung angerechnet hatte. Ob es in Wilen zu einer Abstimmung kommt, bleibt abzuwarten.
Fest steht, dass die heutige Rickenbacher Gemeindeversammlung trotz des verschobenen Tagesordnungspunktes Hochwasserschutz stattfinden wird. Los geht es um 20:15 Uhr in der Mehrzweckhalle.