
Lidl hat die Preise erneut erhöht.Bild: NurPhoto / NurPhoto
Supermarkt
Aufgrund von Inflation und Energiekrise leiden viele Menschen unter steigenden Lebensmittelpreisen. Im Einzelhandel hingegen ist das Bild komplizierter. Einerseits hat er auch mit teils drastischen Preiserhöhungen zu kämpfen, andererseits kann er auch davon profitieren.
Deutsche Supermärkte und Discounter gehen mit dieser Situation unterschiedlich um, setzen aber oft auf den Wettbewerb. Lidl geht nun einen anderen Weg und treibt Preiserhöhungen voran.
Lidl bricht mit der bisherigen Preistradition
Lidl hat die Preise erhöht. Das ist branchenüblich, aber meist ist Aldi Süd der Discounter, der bei Preiserhöhungen den Ton angibt. Doch nun wagt Lidl den ersten Schritt und bricht mit seiner Tradition der Zurückhaltung.
Laut der „Lebensmittelzeitung“ verteuerten sich in den ersten Wochen des Jahres gleich mehrere Produkte. Volvic-Wasser kostet nicht mehr 99 Cent, sondern 1,15 Euro, womit der Unterschied zur Eigenmarke auf bis zu 90 Cent pro Flasche angewachsen ist. Passend dazu ist Lidl-Wasser zeitgemäß zum Preis von 85 Cent pro Flasche im Angebot und kaschiert damit die Preiserhöhung mit 26 Prozent Nachlass.
Lidl verschleiert den Preis von Volvic-Wasser mit einer Rabattaktion.Bild: imago images/Manfred Segerer
Supermarkt: Lidl erhöht die Preise um bis zu 50 Cent
Auch die Eisgetränke Hohes C und Langnese Cremissimo wurden um 50 Cent erhöht. Zudem erhöhte der Discounter wie viele Supermärkte die Preise für Milchprodukte. Pudding Monte, bekannt unter der Marke Zott, kostet jetzt bei mehreren Händlern 2,69 Euro und ist damit 77 Cent teurer als im Vorjahr.
Auch für Geramont-Käse, Prinzenrolle oder Actimel von Danone – um nur einige zu nennen – müssen Kunden tief in die Tasche greifen.
Supermärkte und Discounter streiten mit Herstellern
Händler hingegen haben mit anderen Herstellern zu kämpfen. So hat Lidl bereits im Herbst einige Produkte der Marken „Müllermilch“, „Henkel“ und „Beiersdorf“ aus dem Sortiment genommen. Da einige Marken aber auch sehr beliebt sind, können sich Supermärkte und Discounter dieses Verfahren nicht immer leisten.
Dadurch sind sie teilweise gezwungen, Preiserhöhungen der Hersteller mitzugehen. Rewe-Chef Lionel Souque beklagte kürzlich gegenüber dem „Spiegel“, dass auch auf dem deutschen Markt tätige Markenhersteller besonders dreist seien.
Markenhersteller sollten mutige Behauptungen aufstellen
Zum Beispiel bietet die Kellog Company Frühstückszerealien an In Deutschland wurde eine Preiserhöhung von 30 Prozent gefordert, in Frankreich wollte man sie nur um fünf Prozent erhöhen. Laut Souque lag dies an den relativ niedrigen Lebensmittelpreisen in Deutschland. Rewe nahm daraufhin die Produkte der Marke aus dem Sortiment.
Laut dem CEO bestand Nestlé sogar darauf, dass die Preise für Thomy-Produkte teurer bleiben würden, obwohl die Produktionskosten erneut gesunken seien.
Wenn der Zug einfährt, fragen sich viele Fahrgäste: In welchen Waggon soll ich mich setzen, um sicherzugehen, dass ich einen Sitzplatz erhalte? Jeder hat seine eigene Taktik, wenn er versucht, die überfüllten Teile des Zuges zu vermeiden.