
Deutschlands erstes mit grünem Methanol betriebenes Forschungsschiff wurde am Dienstag getauft. Nach Angaben des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), des Helmholtz-Zentrums für Polar- und Meeresforschung, ist es sogar das weltweit erste Seeschiff dieser Art. Der Kutter wurde von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) getauft Dienstag in Bern. (Kreis Wesermarsch) bei Bremen. „Als Kraftstoff ist Methanol bisher ein Experiment“, sagt Stark-Watzinger. “Deshalb ist es heute ein so wichtiger Schritt auf dem Weg, die Schifffahrt zu bereinigen.”
AWI-Forscher reisen auf der „Uthörn“ über die Nordsee und untersuchen, wie sich das Meer verändert hat. Dabei erfassen sie immer wieder an denselben Stellen den physikalischen, chemischen und biologischen Zustand des Meeres. Daraus ergeben sich laut AWI wertvolle Messreihen, mit denen Forscher kleinste Veränderungen in der Umgebung nachweisen können. „Wir können in Windparks forschen, wir können den Boden vermessen, vor allem können wir weit in die Nachbarländer reisen und unseren Kollegen tatsächlich helfen“, sagt die stellvertretende Direktorin des AWI, Karen Wiltshire, über das Mehrzweckschiff.
Erste Aufgaben warten bereits
Mit Hilfe des Messers werden wir herausfinden, ob sich German Bay von den Flusseinträgen der 70er und 80er Jahre – den Nährstoffen und den Schadstoffen – erholt, sagte Wiltshire. Außerdem wird geprüft, ob sich geschädigte Meeresböden regenerieren, und auch die Auswirkungen des Klimawandels werden untersucht. Die „Uthörn“, die nach einer kleinen Sylter Insel benannt wurde, dient auch der Ausbildung von Meeresbiologen.
Der Bau des Messers kostete 14,45 Millionen Euro. Es wurde vollständig vom Bundesforschungsministerium finanziert, so AWI-Geschäftsführer Karsten Wurr. Die „Uthörn“ wurde von der Schiffswerft Fassmer in Bern gebaut.
Angetrieben wird die „Uthörn“ laut AWI von zwei Elektrofahrmotoren. Die Energie dafür liefern zwei Verbrennungsmotoren, die mit Methanol statt Schiffsdiesel betrieben werden. Es gelangen keine Rußpartikel in die Luft – im Gegensatz zu brennendem Benzin, Diesel und Schweröl. Da Methanol nur etwa die Hälfte der Energiedichte von Diesel hat, wurde die „Uthörn“ mit deutlich größeren Tanks ausgestattet als ihr Vorgänger.
Woher das grüne Methanol für den Schiffsantrieb kommen soll, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Reederei Laeisz, die das Schiff im Auftrag des AWI betreibt, verhandele derzeit mit zwei potenziellen Lieferanten, sagte Henning Westphal von Laeisz. Grünes Methanol, ein nahezu CO2-neutraler Kraftstoff, entsteht, wenn die Energie zu seiner Herstellung aus erneuerbaren Quellen stammt. Dazu wird mit Hilfe von Windenergie Wasserstoff erzeugt, der mit CO2 zu Methanol reagiert. Das CO2 kann zum Beispiel aus einer Kläranlage stammen. Das Vorgängerschiff, die alte „Uthörn“, verbrauchte laut AWI durchschnittlich 76 Tonnen Dieselöl pro Jahr.