
Weil eine Übertragung bei sorgfältiger Auswahl nahezu ausgeschlossen ist, können nun auch Organe von Corona-positiven Spendern transplantiert werden. Seit Ende Oktober gab es nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur 39 Sars-CoV-2-positive Spender in Deutschland.
114 Organe wurden ihnen entnommen und 113 Empfängern transplantiert, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) auf ihrem Jahreskongress in Frankfurt mitteilte. „Es gab keine einzige Übertragung einer Sars-CoV-2-Infektion vom Spender auf den Empfänger“, sagte DSO-Vorstandsmitglied Axel Rahmel.
Die Corona-Pandemie hat die Organspende in Deutschland erschwert: Nach einer Organtransplantation ist das Immunsystem ausgeschaltet, daher gilt es zu verhindern, dass das Virus vom Spender auf den Empfänger übertragen wird. Corona-Positive, Kontaktpersonen von Infizierten und Rückkehrer aus Risikogebieten sind von der Organspende ausgeschlossen.
Viele Länder haben die Kriterien für die Organspende gelockert
Doch dann zeigten Erfahrungen aus dem Ausland, so die DSO, dass das Übertragungsrisiko geringer war als befürchtet, vor allem wenn die Erkrankung mild verlief. In vielen Ländern wurden die Kriterien daraufhin gelockert. „Tatsächlich sind bisher nur sehr wenige Fälle bekannt geworden, bei denen es zu einer Übertragung vom Spender zum Empfänger kam – und das auch nur im Zusammenhang mit einer Lungentransplantation“, sagte Rahmel.
Im Mai 2022 haben die Bundesärztekammer und die Deutsche Gesellschaft für Transplantation auch die Annahmekriterien für Spender in Deutschland angepasst. Ausgeschlossen sind nur noch Organspender mit schwerem Verlauf, deren Organe so geschädigt sind, dass sie für eine Transplantation nicht mehr geeignet sind.
Bei Lungentransplantationen gilt laut Rahmel noch “extreme Zurückhaltung”. Am Donnerstag und Freitag findet der DSO-Jahreskongress statt. Gleichzeitig sollen auch die neusten Spenderzahlen veröffentlicht werden. Die Zahlen sind in letzter Zeit gesunken.
Immer weniger Organspender in Deutschland
Nach dem unerwarteten Rückgang der Organspendezahlen Anfang des Jahres bleibt die Lage angespannt. Wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Donnerstag mitteilte, liegt die Zahl der Organspender derzeit um 8,4 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum.
Die DSO blicke „mit großer Sorge“ auf die aktuelle Lage, hieß es auf dem Jahreskongress der Stiftung in Frankfurt. Bis Ende Oktober gab es landesweit 710 Organspender. Das waren 65 weniger als im Vorjahreszeitraum.