
• Die Zentralbanken kämpfen weiterhin entschieden gegen steigende Verbraucherpreise
• Experten sehen Chancen für Investoren im Rentenmarkt
Die Zentralbanken bekämpfen die Inflation weiterhin aggressiv
Lange hielten die Zentralbanken eine hohe Inflation für vorübergehend. Im Frühjahr kam die Wende: Im März erhöhte die US-Notenbank erstmals seit Ende 2018 den Leitzins – zunächst mit einer kleinen Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte – und kündigte weitere Zinserhöhungen an. Im Mai erhöhte sich der Leitzins um weitere 0,5 Prozentpunkte. Darauf folgten vier große Zinserhöhungen um jeweils 0,75 Prozentpunkte, sodass der Leitzins nun eine Bandbreite von 3,75 bis 4,00 Prozent erreicht hat – und die Notenbanker ihren aggressiven Kampf gegen die steigende Inflation fortsetzen dürften. Laut der Deutschen Presse-Agentur sagte Fed-Chef Jerome Powell: „Wir gehen weiterhin davon aus, dass weitere Zinserhöhungen angemessen sind.“ Eine kleinere Zinserhöhung ist zwar schon bei der nächsten Sitzung im Dezember möglich, darauf wollte sich Powell aber nicht festlegen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) zögerte etwas länger, bevor sie eine Zinserhöhung einleitete. Er begann erst im Juli nach mehr als einem Jahrzehnt mit der Zinssenkung Geldpolitik angehoben – zunächst um 0,5 Prozentpunkte, gefolgt von zwei großen Zinserhöhungen um 0,75 Prozentpunkte im September und Oktober. Auch der Chef der EZB Christine Lagarde Die Europäische Zentralbank sieht in der Inflationsbekämpfung noch kein Ziel und hat weitere Zinserhöhungen angekündigt – im Zweifel notfalls auch während einer Rezession.
Der aktuelle Kurs der Zentralbanken wirkt sich auch auf die Aktien- und Rentenmärkte aus, die seit einiger Zeit recht volatil sind. Experten empfehlen Anlegern daher, ihr Portfolio der aktuellen Situation anzupassen.
Wie werden sich steigende Zinsen auf die Anleihemärkte auswirken?
Die Zinserhöhungen der Fed haben sich laut CNBC-Berichten auch auf die Renditen von Staatsanleihen ausgewirkt und eine umgekehrte Renditekurve geschaffen, was bedeutet, dass Anleihen mit längerer Laufzeit niedrigere Renditen aufweisen als Anleihen mit kürzerer Laufzeit. Die politisch sensible 2-jährige Staatsanleihe notierte nach der Zinsentscheidung der Notenbank bei rund 4,468 Prozent und lag damit 3,986 Prozent höher als die 10-jährige Staatsanleihe. Meist ist es umgekehrt, da langfristig engagierte Anleger aufgrund höherer Risiken mehr Rendite für ihre Investition erhalten.
Experten sehen im aktuellen Marktumfeld Chancen
Eine inverse Zinskurve gilt allgemein als Vorbote einer Rezession. Einige Finanzexperten sehen im aktuellen Marktumfeld aber auch Chancen für Investoren.
Andrew Fincher, ein zertifizierter Finanzplaner bei VLP Financial Advisors, sagte laut CNBC: „Es gibt Möglichkeiten mit einer invertierten Zinskurve. Die straffe Geldpolitik der Fed ermöglicht es Anlegern, Anleihen mit kürzeren Laufzeiten, die jetzt höhere Renditen aufweisen, zu verwenden, um ihr Geld dort zu „parken“, bis die Volatilität nachlässt.
Matthew Gelfand, CFP und Geschäftsführer von Tricolor Capital Advisors, wies auch auf höhere Renditen für kurzlaufende Anleihen hin. Ein Vorteil, sagt er, ist, dass die Vermögenswerte schneller reifen, sodass Anleger ihre Mittel früher reinvestieren können, um höhere Renditen zu erzielen. Im Moment können Sie bei kurzfristigen Anlagen die gleiche Rendite mit einem geringeren Volatilitätsrisiko erzielen“, berichtet Gelfand von CNBC.
Jon Ulin, CFP und CEO von Ulin & Co Wealth Management in Florida, rät Kunden, „das Beste zu hoffen, aber das Schlimmste zu erwarten“, wenn die Zinsen im nächsten Jahr weiter steigen. Wenn die langfristigen Anleihen im Portfolio derzeit im Minus sind, sagte Ulin, könnte es ein „guter Zeitpunkt“ sein, Verluste zum Ausgleich von Gewinnen zu nutzen und stattdessen auf Anleihen mit kürzerer Laufzeit umzuschichten, berichtet CNBC. Wenn die Fed jedoch den Kurs umkehrt und die Zinsen im Jahr 2023 erneut senkt, plant sie, einen Teil ihrer Anleiheallokationen wieder auf mittlere oder lange Laufzeiten umzuschichten.
Anleger sollten daher stets flexibel auf das sich ändernde Marktumfeld reagieren können.
Herausgeber finanzen.net
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