

Die RhönEnergie Fulda hatte bisher den Ruf, ein zuverlässiger und vertrauenswürdiger, aber nicht gerade günstiger Anbieter zu sein – insbesondere im Vergleich zu Internetanbietern. Die Turbulenzen an den Energiemärkten haben nun überraschende Folgen.
Fulda – “Preishammer für Gas und Strom!”. So titelte die „Bild“ diese Woche. Durch sinkende Energiepreise auf den Weltmärkten sinken auch die Verbraucherpreise. Unter Berufung auf das Vergleichsportal Verivox nennt “Bild” die 20 günstigsten Energieversorger Deutschlands. Die überwiegende Mehrheit dieser Anbieter vertreibt ihre Produkte ausschließlich über das Internet.
RhönEnergie gehört zudem zu den günstigsten Anbietern in Deutschland. Beim Gas ist er der viertbilligste Anbieter in Deutschland. Ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden zahlt bei ihr gerade mal 49,04 Euro mehr als beim günstigsten Anbieter Enno van Brilon.
Fulda: RhönEnergie ist einer der günstigsten Anbieter in Deutschland
RhönEnergie berechnet Gaskunden 13,92 Cent pro Kilowattstunde und einen Jahresgrundpreis von 148,73 Euro. Stromkunden zahlen 35,61 Cent pro Kilowattstunde und einen jährlichen Grundpreis von 119 Euro.
In Sachen Strom hat RhönEnergie sogar die günstigsten Tarife in Deutschland: Verbraucher im Versorgungsgebiet der RhönEnergie bekommen ihren Strom nirgendwo günstiger als bei ihrem regionalen Versorger. Kein Internetanbieter schlägt den Preis, den ein RhönEnergie-Stromkunde mit einem Jahresverbrauch von 3000 Kilowattstunden zahlt. Der Anbieter aus Fulda liegt mit 39,38 Euro vor dem nächstgünstigen Anbieter Strom Berlin. Grund für die niedrigen Preise für Strom und Gas ist die langfristig angelegte Einkaufspolitik der RhönEnergie.
Gründe dafür
Warum sind Strom und Gas bei der RhönEnergie Fulda im Vergleich so günstig? Das Unternehmen kauft seinen Strom seit jeher langfristig ein. Um in einem, drei oder fünf Jahren sicher Strom zu Festpreisen zu bekommen, muss man an den Märkten in ruhigen Zeiten etwas mehr bezahlen als an den Börsen, an denen heute und morgen Strom gehandelt wird. Daher waren Strom und Gas in Fulda meist etwas teurer als bei Internetanbietern.
In den aktuell turbulenten Zeiten mit stark gestiegenen und zudem instabilen („volatilen“) Preisen an den Energiemärkten kehren sich Vor- und Nachteile um: Die langfristig angelegte Einkaufspolitik der RhönEnergie ist ein großer Vorteil. Andererseits müssen Unternehmen, die ihren Energiebedarf nicht langfristig gesichert haben, teuer an den Energiebörsen einkaufen. „Den Preisvorteil, von dem wir jetzt profitieren, geben wir an unsere Kunden weiter“, erklärt Martin Heun, Geschäftsführer der RhönEnergie. / Vn
Dass der osthessische Versorger günstig ist, hat sich in den letzten Wochen bereits in Fulda herumgesprochen – damals wurden viele Verbraucher, die ihren Strom außerhalb der Region bezogen, von ihrem Versorger über deutliche Preiserhöhungen informiert. Zum Vergleich reichte die Tageszeitung: Unsere Zeitung berichtete mehrfach, dass die Kosten bei RhönEnergie relativ stabil geblieben seien. Viele Verbraucher überlegten daher, zu RhönEnergie zu wechseln. Mehr als 2.000 davon haben tatsächlich gewechselt – 1.600 Stromkunden und 900 Gaskunden. Das teilte Rhön-Energie-Chef Martin Heun mit.
In normalen Zeiten hätte er sich über die große Zahl an gewonnenen Kunden gefreut, doch jetzt sieht er die Entwicklung mit gemischten Gefühlen: „Wir müssen für die neuen Kunden zusätzliche Energie zukaufen – zu den aktuellen Preisen. Sie ist zwar in den letzten Tagen merklich gesunken, aber immer noch deutlich höher als 2019 und 2020, als wir den Großteil unserer Energie für 2023 eingekauft haben.“ (Lesen Sie auch: Vertrag verlängert: Martin Heun bleibt an der Spitze der RhönEnergie)
Energiekrise: RhönEnergie hat bundesweit die günstigsten Stromtarife
RhönEnergie nimmt daher derzeit keine Neukunden außerhalb ihres Versorgungsgebietes auf. Verbraucher aus der Region sind zunächst für drei Monate vom Ersatzversorgungstarif abgedeckt. Sie zahlen etwa doppelt so viel wie Bestandskunden. „Mit diesem Mechanismus schützen wir langjährige Kunden. Wenn wir jeden Neukunden sofort in unseren günstigen Basistarif aufnehmen müssten, dann müssten wir so viel teure Energie einkaufen, dass wir die guten Preise nicht mehr halten könnten“, erklärt Heun.
Aber gibt es nicht eine Aussage der Verbraucherzentrale, dass Kunden jederzeit von der Backup-Versorgung auf die Grundversorgung wechseln können? „Es gibt eine solche Erklärung. Aber das stimmt nicht“, sagt Dr. Arnt Meyer, Vizepräsident der RhönEnergie. “Diese Position der Verbraucherverbände ist verkürzt, in ihrer pauschalen Aussage falsch und vor allem noch nicht höchstrichterlich entschieden.” (Lesen Sie auch: RhönEnergie investiert 4,5 Millionen Euro in Wasserwerk Frankfurter Straße)
Die Sache ist kompliziert. „Wenn ein Kunde nach Ablauf der dreimonatigen Frist vom Ersatz- zum Basisangebot wechseln möchte, dann müssen wir jeden Fall individuell betrachten“, erklärt Meyer. Für Kunden, die neu in der Region sind oder einen Neubau beziehen, ist der Wechsel in die günstige Grundversorgung meist problemlos möglich.
Video: Bundeskartellamt will gegen zu hohe Gas- und Strompreise vorgehen
Fällt ein Kunde hingegen in die Grundversorgung, weil sein bisheriger Energieversorger ausgefallen ist – beispielsweise durch Insolvenz – so wird der Wechsel von der Backup- zur Grundversorgung in den ersten drei Monaten vom Gesetzgeber sogar ausdrücklich ausgeschlossen. „Bei allen anderen Kunden betrachten wir den Einzelfall“, erklärt Meyer.
Meyers Freude über die Spitzenposition der RhönEnergie in Deutschland im Preiswettbewerb ist etwas getrübt: Die Preisobergrenze für Strom und Gas für 80 Prozent des Volumens begrenzt den Wettbewerb. Doch beim Strom liegt RhönEnergie mit 35,61 Cent pro Kilowattstunde noch zwölf Prozent unter der Preisgrenze von 40 Cent. Beim Gas liegt der Fuldaer Preis in etwa über der Preisgrenze. Die Preisbremse gilt auch für die Kunden des Ersatzlagers.