Schweizer Großbank: Der nächste Absturz der Credit Suisse – Wirtschaft

Bei der Credit Suisse leben sie seit Tagen in den Geschichtsbüchern, aber nicht auf eine gute Art und Weise. Der Kurs der einst so stolzen Schweizer Grossbank erreichte am Mittwoch erneut ein historisches Tief: Am Nachmittag kostete die Aktie rund 2.80 Franken, so tief wie noch nie. Auch im Vergleich zum Vorjahr alles andere als rosig, das ist eine niederschmetternde Zahl. Und der letzte Kurssturz liegt noch gar nicht so lange zurück: Erst Anfang Oktober war die Aktie stark unter vier Franken gefallen – damals vor allem wegen Spekulationen in den sozialen Medien über den Untergang der Credit Suisse.

Am Ende tat es das nicht, der Kurs erholte sich wieder, und ein paar Wochen später begann die angeschlagene Bank, sich zu entspannen. Am 27. Oktober präsentierte das Führungsduo um CEO Ulrich Körner und Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann einen radikalen Sanierungsplan: Die seit mehreren Jahren in der Krise steckende Credit Suisse wird voraussichtlich das fünfte Quartal in Folge melden. mit Verlust, wird in eine kleine UBS umgewandelt. Wie ihre mächtigen Konkurrenten wird die Credit Suisse hauptsächlich zu einem Vermögensverwalter, wobei das Investment Banking stark schrumpft und ein eisernes Sparprogramm bald wieder profitabel sein wird.

Die Kapitalerhöhung läuft nach Plan, bringt aber keine Ruhe

Wichtigster Teil des Plans ist die Kapitalerhöhung. Mit der Ausgabe neuer Aktien will die Credit Suisse vier Milliarden Franken frisches Geld aufnehmen, das eine kostspielige Restrukturierung finanzieren soll.

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Auf der außerordentlichen Hauptversammlung am vergangenen Mittwoch stimmten mehr als 90 Prozent der Aktionäre für den Plan – obwohl die Kapitalerhöhung die bestehenden Aktien verwässern wird. Nun ist das Projekt bereits in vollem Gange: Wie berichtet, kam die saudi-arabische Zentralbank mit rund 1,5 Milliarden Franken und damit als Großaktionärin zur Rettung. Nun sind die Altaktionäre an der Reihe. Sie haben Bezugsrechte auf neue Aktien erhalten, die derzeit handelbar sind. Die neuen Aktien selbst sollen am 9. Dezember an der Börse notiert werden.

Wir können also sagen: Alles läuft nach Plan. Warum also der jüngste Preisverfall?

Der erste Teil der Antwort hat mit dem Bezugsrechtshandel zu tun. Vermutlich läuft es gut – aber wenn viele Anleger ihre Rechte lieber loswerden, als sie auszuüben, setzt das die Aktie selbst unter Druck. Der zweite Teil betrifft die brisanten Informationen, die die Credit Suisse am Tag ihrer Generalversammlung preisgeben musste: Demnach haben viele Kunden der Credit Suisse infolge der Turbulenzen Anfang Oktober Geld abgehoben, bis zu 84 Milliarden. Schweizer Franken, also etwa sechs Prozent der verwalteten Fonds. In der Vermögensverwaltung waren es sogar zehn Prozent. Darin spiegelt sich der massive Vertrauensverlust wider, den die Bank in den vergangenen Monaten erlitten hat.

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Nach eigenen Angaben konnte die Credit Suisse den Abfluss eindämmen, aber noch nicht stoppen. Und das ist erschreckend: Wenn das Geld der Kunden abfließt, fließt auch das Fundament, auf dem die Bank ihre Zukunft aufbauen will. Gewinne bewegen sich noch weiter, was wiederum Kunden abschreckt.

Die Bank gerät in einen gefährlichen Strudel

Die Bank geriet in eine Art Wirbelsturm. Parallel zum Kurssturz stieg die Risikoprämie der sogenannten Kreditrisikoderivate der Credit Suisse am Mittwoch auf ein Rekordhoch. Mit diesen sogenannten Credit Default Swaps (CDS) schützen sich Anleger vor Insolvenzen. Sie sind daher wichtige Indikatoren dafür, wo Marktteilnehmer die größten Risiken vermuten. Bei der Credit Suisse kostet es derzeit etwa viermal mehr als bei anderen Grossbanken, sich in den nächsten fünf Jahren vor einer Insolvenz zu schützen. Diese Derivate können jedoch selbst gefährliche Kettenreaktionen auslösen, wenn große Unternehmen in Konkurs gehen.

Gleichzeitig muss die Credit Suisse mittlerweile relativ hohe Zinsen – zuletzt bis zu 9,5 Prozent – ​​bezahlen, wenn sie sich Geld von Investoren leiht. Banken refinanzieren sich über Anleihen sowie Gelder auf den Konten von Privatanlegern und Unternehmen. Hohe Zinsen sind nicht nur ein Signal für die Notlage eines Finanzinstituts, sondern erschweren auch ein mittelfristig tragfähiges Geschäftsmodell. Damit hat die Bank hohe Anschaffungskosten und ist kaum wettbewerbsfähig. Je mehr sich dieser Eindruck verstärkt, desto mehr steigen die Zinsen und damit die Kosten. Darüber hinaus verlangen die Geschäftspartner der Bank zusätzliche Garantien. Eine gefährliche Abwärtsspirale, aus der sich das Geldhaus wider Erwarten nicht durch Kapitalerhöhungen befreien konnte.

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In den sozialen Medien machen nun wieder dunkle Vorahnungen die Runde. Kann sich die Bank noch retten? Könnte sich der Aktienkurs nach Ende des Optionsscheinhandels in einer guten Woche erholen?

Die Credit Suisse selbst will sich zu den Entwicklungen nicht äussern. Gleichzeitig fragen sich immer mehr Schweizer, ob das Land bald eine weitere Grossbank retten muss. In der Finanzkrise vor fast 15 Jahren brauchte die heute so erfolgreiche UBS Hilfe. Nun könnte es die Credit Suisse treffen. Bislang gab es keine konkreten Hinweise auf eine Rettung. Vom Schweizer Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) ist lediglich zu hören, dass die Finanzmarktaufsicht Finma “eng in die Aufsichtstätigkeit der Credit Suisse eingebunden ist”. Allerdings könnten hinter den Kulissen bereits Krisengespräche zwischen der Finma, der Zentralbank und dem Eidgenössischen Finanzministerium geführt werden, wie sie für solche Fälle seit 2011 geplant sind.

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