
Karlsruhe (dpa/lsw) – Am „Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen“ an diesem Samstag haben Verbände und Organisationen zur Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen aufgerufen. „Beteiligung bedeutet nicht nur dabei zu sein, sondern auch mitzugestalten und zu beeinflussen“, betonte Kirchenälteste Annette Noller, Vorsitzende des Diakonischen Werkes Württemberg.
Für die Diakonie wäre es wichtig, dass das baden-württembergische Landesbeteiligungsgesetz endlich greift. Die Umsetzung eines Gesetzes, das die Rechte von Menschen mit Behinderungen deutlich stärken soll, schwankt. Da die Kommunen die Verhandlungen blockieren, muss laut Diakonie der Staat eingreifen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Situation von Menschen mit Behinderungen im Land aus Sicht des Bundesverbands der Menschen mit Mobilitäts- und kombinierten Behinderungen immer noch schwierig ist. Das Verständnis der Zugänglichkeit von Museen ist unterentwickelt und hat viel Raum für Verbesserungen. Viele Häuser würden es versuchen. Die Geschäftsführerin des Vereins, Jutta Pagel-Steidl, bedauerte, dass nur ein kleiner Teil sie tatsächlich umsetze. „Bei barrierefreien und inklusiven Museen hinken wir in Baden-Württemberg leider hinterher.“
Er fügte hinzu: „Die Barrierefreiheit beschränkt sich darauf, Gebäude und Ausstellungsräume mit einem Rollstuhl betreten zu können. Es geht aber darum, dass Menschen mit Behinderungen die Ausstellung selbstständig sehen können“, sagt Pagel-Steidl.
Das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen fordert Barrierefreiheit. Aus Sicht des Verbandes ist der Aktionsplan zur Umsetzung der Konvention im Land im Hinblick auf das kulturelle Leben wenig ambitioniert und bei weitem nicht ausreichend: „Es ist ein winziger Tropfen auf den heißen Stein.“
Eine Ausstellung im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe will es besser machen: Die Ausstellung „Von den Sinnen“ (bis 10. September 2023) will Menschen mit Behinderungen das Museum mit allen Sinnen erlebbar machen. Hör-, Riech- und Taststationen laden zum Mitmachen ein. Die Ausstellung ist rollstuhlgerecht, hat Videos in Gebärdensprache, Texte in Blindenschrift, Führungen in vereinfachter Sprache und Berührung, eine App für Blinde und Sehbehinderte und ein berührungsempfindliches Bodensteuerungssystem.
Gleichzeitig setzt das Land am „Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung“ ein Zeichen: Sozialminister Manne Lucha (Grüne) kündigte die Eröffnung eines Kompetenzzentrums Barrierefreiheit an. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu fördern, soll das Kompetenzzentrum zur Barrierefreiheit beim Bau öffentlicher Gebäude und im Verkehr beraten und bei Konflikten vermitteln. Menschen, die in Gemeinden, Ämtern oder Gerichten auf Zugangsbarrieren gestoßen sind, können sich entweder intern oder auf der Website der Agentur an die neue Schlichtungsstelle wenden.
Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen sind nach wie vor in vielen Lebensbereichen benachteiligt. Darauf macht seit 1992 alljährlich am 3. Dezember der von den Vereinten Nationen ausgerufene „Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen“ aufmerksam.
© dpa-infocom, dpa:221202-99-749755/4