
Gespalten
Lebensmittelpreise steigen und steigen. Und sie ist deutlich stärker als die Inflation hierzulande. Nutzen Edeka, Aldi, Lidl und Co. die Situation, um die Preise für Verbraucher grundlos anzuheben?
München – Verbraucher merken längst, dass beim Einkaufen im Supermarkt oder Discounter alles teurer wird. Ob Milch, Wurst, Öl, Kaffee, Fischstäbchen oder frisches Obst und Gemüse: Der Handel macht große Fortschritte bei den Preisen. Bereits im Juli angekündigt Merkur.de über die “Preiswelle” bei Aldi, Lidl, Rewes, Edeka und Co. In den meisten Fällen schwankten die Preise der jeweiligen Produkte „nur“ um wenige Cent, einige Händler verteuerten manche Ware aber sogar um 30-70. Cent über Nacht.
Als Grund für die Preiskorrektur nannten Händler immer wieder den Krieg in der Ukraine und den daraus resultierenden Anstieg der Energiekosten. Auch die Inflation in Deutschland trägt zur Verteuerung von Lebensmitteln im Einzelhandel bei. Doch Verbraucherschützer äußern nun erstmals vernichtende Kritik am Einzelhandel. Einige schwarze Schafe unter den Supermärkten würden die allgemeine Inflation für Blockaden nutzen und die Preise grundlos erhöhen.

Preissprünge im Einzelhandel: Gänse verdoppeln ihren Preis über Nacht
Ein Gastwirt aus Franken gab Anlass zum Verdacht. Der Mann wollte gefrorene Gänse für sein Geschäft kaufen. Doch statt 25 Euro wie am Vortag zahlte der Nachtvogel plötzlich 50,34 Euro zzgl. MwSt. pro Gans. Bei Gänsen hätte sich nichts geändert, berichtet er Fokus.de. Nach wie vor wurden sie laut Etikett im November 2021 getötet, im Dezember 2021 eingefroren und haben eine Haltbarkeit von 2024.
Doch was rechtfertigt diesen gewaltigen Preissprung? Beim Händler Edeka steht geschrieben, dass es auf Anfrage erhältlich ist Süddeutsche: “Vor allem wegen der grassierenden Vogelgrippe ist das Angebot an Gänsen in den betroffenen Gebieten drastisch zurückgegangen.” Und: „Wie immer bei Preiserhöhungen wird der Verkaufspreis gleichzeitig für alle Artikel der entsprechenden Marke angepasst – also sowohl für die Ware, die bereits in den Regalen steht, als auch für die Ware, die erst im Lager sein wird die Zukunft.”
Lebensmittelpreise sind höchst undurchsichtig und spekulativ
Untersuchenswert ist folgender Satz: Alle „relevanten Wettbewerber“ hätten ihre Preise um etwa den gleichen Betrag angehoben. Was bedeuten könnte, dass die Händler die Preise des anderen drücken. Ein Verdacht, der Hamburgs Verbraucherschützer Armin Valet bereits aufgefallen ist. Das Beispiel der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen stützt diese Vermutung. Die Untersuchung zeigt, dass es bei den vier großen Einzelhandelsketten erhebliche Preisunterschiede innerhalb der Produktgruppen gab. Verbraucherschützer stellen fest, dass „Lebensmittelpreise weitgehend undurchsichtig und spekulativ sind. Wir fordern daher, den Kartellbehörden mehr Befugnisse zu geben, um Lebensmittelpreise zu kontrollieren und mögliche Preisabsprachen zu verhindern.
Wir fordern, dass die Kartellbehörden mehr Befugnisse erhalten, um Lebensmittelpreise zu kontrollieren und mögliche Preisabsprachen zu verhindern.
Die Preise im Einzelhandel explodieren: Lebensmittel werden immer teurer
Tatsächlich sind Lebensmittel in Deutschland teurer denn je. Das Münchner Ifo-Institut hat die Verbraucher bereits vor weiter steigenden Lebensmittelpreisen gewarnt. Und auch Daten von Eurostat (Anm. d. Red.: Statistisches Amt der EU) zeigen, dass die Lebensmittelpreise in Deutschland seit 2021 deutlich stärker gestiegen sind als in anderen westeuropäischen Ländern.
Aus Sicht der Verbraucherschützer ist die Politik daher in der dringenden Pflicht, einkommensschwache Verbraucher und Sozialhilfeempfänger zu entlasten, die ohne Unterstützung die Kosten für Essen und Trinken nicht mehr tragen können. Denn für sie ist gerade wegen der Stromrechnung das Armutsrisiko deutlich gestiegen, wie das Beispiel Erding in Bayern zeigt. Die Verbraucherzentrale NRW appelliert eindringlich an Unternehmen, faire Preise für Verbraucher zu setzen.