Vizepräsidentin Kaili: EU-Abgeordnete wegen Korruptionsaffäre als Vizeparlamentspräsidentin abgesetzt

DDie wegen Korruptionsvorwürfen festgenommene Europaabgeordnete Eva Kelly wurde vom Amt der Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments suspendiert. Parlamentspräsidentin Roberta Metsula entziehe der 44-Jährigen “mit sofortiger Wirkung alle Befugnisse, Pflichten und Funktionen” als ihre Stellvertreterin, teilte Metsulas Sprecherin am Samstagabend mit.

Kelly und vier weitere Verdächtige sind am Freitag im Rahmen von Ermittlungen zu einem Korruptionsskandal im Europaparlament in Brüssel festgenommen worden. Der Grieche war bereits am Freitagabend aus seiner Partei, der Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (Pasok), ausgeschlossen worden. Er wird nun von Ermittlern befragt.

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Fraktionen im EU-Parlament wollen Gespräche über Visaerleichterungen verschieben.

Nach der Festnahme von fünf Personen wegen Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit dem WM-Gastgeberland Katar wollen mehrere Fraktionen im EU-Parlament die geplanten Gespräche über Visaerleichterungen für Bürger der Golfemirate aussetzen. „Wir Grünen sind in der aktuellen Situation gegen Visaerleichterungen für Katar“, sagte der Grünen-Abgeordnete Eric Marquardt am Samstag der Nachrichtenagentur AFP.

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Am Montag sollte im EU-Parlament die offizielle Ankündigung des Beginns der Verhandlungen zwischen Parlament und Mitgliedstaaten über Visaerleichterungen für Katar und Kuwait erfolgen. Der zuständige Ausschuss im Parlament und die Mitgliedstaaten hatten sich bereits grundsätzlich dafür ausgesprochen, dass die Bürgerinnen und Bürger Katars und Kuwaits 90 Tage ohne Visum in der EU bleiben.

Grüner Europaabgeordneter Eric Marquardt

Grüner Europaabgeordneter Eric Marquardt

Quelle: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Marquardt, der für den Gesetzentwurf im Parlament zuständig ist, sagte, er wolle den Beginn der Verhandlungen aussetzen und damit die mögliche Visaerleichterung blockieren, bis weitere Informationen über die mutmaßliche Korruption bekannt würden. „Man muss dafür sorgen, dass der Entwurfstext der Visaerleichterung des EU-Parlaments für Katar nicht von Parlamentariern oder Mitarbeitern manipuliert wird“, sagte Marquardt.

Auch Linke und Sozialdemokraten riefen später zu Gesprächen auf. „Bis klar ist, wie weit die katarischen Gelder geflossen sind, soll es keine Visa-Erleichterung für Katar geben“, sagte Martin Shirdavan, Co-Vorsitzender der Linksfraktion im EU-Parlament, der Nachrichtenagentur AFP.

In einer Pressemitteilung vom Freitag forderte die Fraktion der Sozialdemokraten die „Aussetzung der Arbeit an allen Dokumenten und Abstimmungen im Plenum über die Golfstaaten, insbesondere Visaerleichterungen und geplante Besuche“.

Bei der Durchsuchung wurden unter anderem 600.000 Euro sichergestellt.

Die Polizei sagte, die Ermittlungen bezögen sich auf eine mutmaßliche kriminelle Vereinigung und Vorwürfe der Korruption und Geldwäsche. Seit Monaten gibt es den Verdacht, dass ein Golfstaat versucht, die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen des EU-Parlaments zu beeinflussen.

Riesige Geldsummen oder Sachspenden sollen im Parlament an Personen verteilt worden sein, die politische oder strategische Positionen innehatten. Nach Angaben der belgischen Staatsanwaltschaft gab es in dem Fall am Freitag 16 Durchsuchungen und fünf Festnahmen.

Welcher Golfstaat angeblich versuchte, das Parlament zu beeinflussen, sagte die Staatsanwaltschaft nicht. Nach Recherchen der Zeitung „Le Soir“ und des Magazins „Knack“ handelt es sich um das Emirat Katar.

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Am 21. November hielt der Grieche Kelly vor dem Europäischen Parlament eine Rede zur Weltmeisterschaft in Katar. Darin bezeichnete er das Sportereignis als Beweis dafür, dass “Sportdiplomatie einen historischen Wandel in einem Land herbeiführen kann, dessen Reformen die arabische Welt berührt haben”. Beispielsweise hat Katar eine wichtige Rolle bei den Arbeitsrechten gespielt.

Parteichef Nikos Androlakis teilte Kelly am Freitag seinen Parteiausschluss mit. Er ist seit 2014 MdEP und seit 2022 einer der 14 Vizepräsidenten des Parlaments. Von 2004 bis 2007 war sie Nachrichtensprecherin und Journalistin und später PR-Beraterin in Griechenland, wie aus ihrem Lebenslauf auf der Website des Parlaments hervorgeht.

Das EU-Parlament steht im Fokus einer breit angelegten Korruptionsuntersuchung belgischer Ermittler.

Das EU-Parlament steht im Fokus einer breit angelegten Korruptionsuntersuchung belgischer Ermittler.

Quelle: dpa/Philipp von Ditfurth

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft vermutete die belgische Polizei seit mehreren Monaten, dass ein Golfstaat versuchte, Einfluss auf die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen des Europäischen Parlaments zu nehmen. Riesige Geldsummen oder Sachspenden sollen im Parlament an Personen verteilt worden sein, die politische oder strategische Positionen innehatten.

Unter den Befragten sei auch ein ehemaliger Europaabgeordneter. Bei der Durchsuchung wurden laut Staatsanwaltschaft 600.000 Euro Bargeld und Handys beschlagnahmt.

Geld sollte bei den Entscheidungen von Europas größtem Parlament keine Rolle spielen.

Ein Sprecher des Europaparlaments sagte auf Anfrage, es gebe keine Stellungnahme zu laufenden Ermittlungen. Sie wird jedoch uneingeschränkt mit den zuständigen Behörden kooperieren.

Ähnlich äußerte sich auch die sozialdemokratische Fraktion im Bundestag. Fraktion toleriert keine Korruption. Gleichzeitig müssen alle Angelegenheiten, die die Golfstaaten betreffen, im Parlament ausgesetzt und umfassend abgestimmt werden.

EU-Vizepräsidentin Katrina Barley (SPD) hat den Rücktritt ihrer inhaftierten Kollegin Eva Kelly gefordert, nachdem Korruptionsvorwürfe im EU-Parlament aufgetaucht waren. „Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen sind immer der Punkt, an dem man sagt, man könne als Politiker keine Institution mehr vertreten“, sagte Barley am Samstag in der ARD. “Als solche erwarten wir, dass sie freiwillig zurücktreten.” Barley und Kelly gehören beide der sozialdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament an.

Auch Barleys Amtskollegin von der FDP, Nicola Beer, zeigte sich empört über die Vorwürfe gegen mehrere Verdächtige im Zusammenhang mit dem WM-Gastgeber Katar. „Wir repräsentieren die Bevölkerung Europas“, sagte Beer der ARD. “Wir sind die Wiege der Demokratie, wir repräsentieren die Werte Europas, und das muss unbestreitbar sein.”

Auch Daniel Freund, Co-Vorsitzender der Anti-Korruptions-Arbeitsgruppe des Parlaments, zeigte sich von der Untersuchung überrascht. „Es muss eine umfassende Aufklärung der Vorwürfe geben“, sagte der Grünen-Politiker. Geld sollte bei den Entscheidungen von Europas größtem Parlament keine Rolle spielen. Es gibt einen enormen Vertrauensverlust.

Am Sonntag will die Justiz über den Haftbefehl entscheiden.

Am Sonntag wird entschieden, ob der griechische Politiker und vier weitere Verdächtige in Haft bleiben. Dann werde über einen möglichen Haftbefehl entschieden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel.

Darunter ist nach DPA-Informationen auch der Lebensgefährte des griechischen Europaabgeordneten, der als außenpolitischer und menschenrechtlicher Berater im Parlament arbeitet. Unter den Festgenommenen ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch ein ehemaliger Europaabgeordneter. Medienberichten zufolge haben alle Verdächtigen außer Kelly die italienische Staatsbürgerschaft oder sind italienischer Herkunft.

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