Vorbild Deutschland: Mallorca will die Handwerks-Ausbildung praktischer gestalten

Das Garagentor ist kaputt, der Balkon braucht einen neuen Boden, im Schlafzimmer würde ein Einbauschrank viel besser passen als bei Ikea. Mit anderen Worten: Ein Handwerker wird benötigt. In solchen Fällen wenden sich deutschsprachige Mallorca-Bewohner oft an deutsche Handwerker. Weil sie ihre Sprache sprechen, weil sie Qualität versprechen, weil die Bewohner was wissen eine Ausbildung in Deutschlandwas einen Meister bedeutet und darauf vertrauen.

Das sei nicht zwingend notwendig, sagt Oliver Girharz. Mit seinem Projektmanagement-Büro vertritt er den Auftraggeber und organisiert alles vom Architekten über den Ingenieur bis zum Handwerker. „Als wir vor 18 Jahren auf Mallorca anfingen, haben wir arbeitete viel mit deutschen Handwerkern“, sagt er. Da gab es damals einen spürbaren Unterschied in der Qualifikation. Mittlerweile bieten auch spanische Unternehmen sehr gute Leistungen zu guten Preisen an. Trotzdem bleiben Unterschiede bestehen, teilweise in der Arbeitsweise, aber vor allem in der ausbildung. Praktischer soll es auf den Inseln noch lange werden. Dass Deutschland ein Vorbild ist, niemand versteckt sich.

An der Berufsschule

Um zu verstehen, wo die Unterschiede zwischen deutschem und spanischem Handwerk Lüge, du musst dorthin gehen, wo es gelehrt wird. In einem Raum, in dem 25 junge Männer zwischen 16 und 19 Jahren mit Kabeln in der Hand auf und ab rennen. “Dieser Schalter bestimmt den Strom im ganzen Haus, hier ist der Ofen angeschlossen, hier das Wohnzimmer.” Joan Bennàssar erklärt, was er dabei tut mit einem Sicherungskasten verkabelt. Mit seinen 19 Jahren ist er nicht nur einer der ältesten Studenten seiner Klasse an der IES Politècnic in Palma, sondern auch einer der erfahrensten. Er hat bereits zwei Ausbildungstitel, einen in frío (Kältetechniker) und einer in Kalorien (Heizungstechniker). Jetzt macht er also eine Lehre als Elektriker.

Bei ihm im ersten Jahr ist der 17-jährige Toni Gervilla, der noch keine praktische Erfahrung hat und sich derzeit nicht ganz sicher ist, was er tut. Das sagt er zumindest mit einem verschmitzten Grinsen und schraubt weiter daran. Die Schüler haben nur drei Monate Ausbildung hinter. Die IES Politècnic ist zugleich eine weiterführende Schule ab der siebten Klasse (Grundierung von ESO) bis zur Oberstufe (Bachillerato) sowie eine Berufsschule mit Ausbildung in verschiedenen technischen Positionen.

Doppelte Ausbildung gibt es bereits auf Mallorca

Gervilla und Bennàssar studieren während ihres Studiums Formungsprofi, kurz FP, Theorie und Praxis fast ausschließlich in der Schule. Es gibt nur eine ganz am Ende zehnwöchiges Praktikum an. Diese sog Training von Angesicht zu Angesicht ist bis heute die in Spanien gebräuchlichere Methode. Aber seit 2012 gibt es auch solche auf den Balearen duale Ausbildung, wo die Auszubildenden wie in Deutschland vier Tage im Unternehmen arbeiten und nur einen Tag pro Woche zur Schule gehen. Hier übernimmt das Unternehmen die praktische Ausbildung.

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15 junge Menschen an der IES Politècnic machen jedes Jahr ihre Ausbildung zum Elektriker auf diese Weise. Viele der jungen Männer entscheiden sich jedoch bewusst dagegen. Zum Beispiel Marcos González, der im zweiten Ausbildungsjahr zum Elektriker ist. „Ich wollte mehr Zeit, um zu pauken und die Theorie richtig zu lernen. Auf jeden Fall bekomme ich die Bewegung, wenn ich arbeite“, sagt er. In seiner Gruppe sind nur noch sieben übrig, Mehr als die Hälfte der Klasse brach im ersten Jahr ab. „Die Ausbildung zum Elektriker gehört zu den schwierigsten Lehrberufen“, sagt Lehrer Tomeu Segura. “Schließlich tragen sie später viel Verantwortung.”

Die Balearen arbeiten an der Bohrinsel


Die Studenten im zweiten Jahr sind ruhiger als die frischen Schüler in der ersten. Und ihre Aufgaben sind komplexer: Sie bauen automatische Jalousien in der Schulwerkstatt und lernen, wie man ein Smart Home vernetzt. Schulleiter Javier Caparros sieht die Vielfalt der Aufgaben, die die Schüler lernen können, als Vorteil des Präsenzunterrichts. „In der Doppelausbildung lernen die Jugendlichen nur das, was ihr Unternehmen braucht, nach der Präsenzschulung können sie selbst entscheiden, in welche Richtung sie arbeiten wollen und sich dann spezialisierener erklärt. Wichtig ist ihm auch, der Theorie genügend Raum zu geben.

Bücher oder Praxis?

“Das ist der ewige Streit: Wo lernt man mehr, in Büchern oder in der Praxis?” sagte Antonio Baos, der Skepsis der Schulleiter wie Caparros nur zu gut weiß. Baos ist Generaldirektor für Berufsbildung im Kulturministerium der Balearen. Er muss das seit April dieses Jahres geltende neue Ausbildungsgesetz umsetzen. Dies ist ein sehr breites Gesetz. Die größte Neuerung ist, dass sich auch Praktiker bewerben können, die bereits seit vielen Jahren in einem Beruf, aber ohne Ausbildung, tätig sind Krediterfahrung und erworbene Titel.

Das Gesetz will unter anderem auch mehr Praxis in der Berufsausbildung bringen. „Irgendwann soll es klappen, dass ein Teil jeder Klasse doppelt trainiert“, sagt er. Nach einigen Einführungswochen konnten die Lehrer dann anhand ihrer Leistung und Reife entscheiden, welche ihrer Schüler einen Vertrag bei einem Unternehmen bekommen sollten. Auch die Klassenzimmerschüler müssen das neue System nutzen praktisch ausgebildet soll. Statt nur zehn Wochen am Ende der Ausbildung müssen sie einen Tag pro Woche in einem Unternehmen verbringen. Es stehen Fördermittel zur Verfügung, um mehr Betriebe zur Einstellung von Auszubildenden zu bewegen. „Ausbildung bedeutet natürlich mehr Arbeit für das Unternehmen, und das wollen wir honorieren“, sagt Baos. Für ihn ist dieses Geld besser angelegt als in teure Geräte aus Schulwerkstättendie sowieso nie mithalten können. „Die Betriebe arbeiten ohnehin mit modernen Geräten, sinnvoller ist es, wenn die Studierenden direkt dort lernen“, sagt er.

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Es ist schwer, Schritt zu halten

Selbst mit modernster Ausrüstung ist es schwierig, das echte Leben zu imitieren. An der IES Politècnic stehen die Studierenden des zweiten Ausbildungsjahres zum Kältetechniker kurz vor dem Abschluss neue Klimaanlagen an. „Allerdings ist die Verbindung später nur ein kleiner Bereich, in der Praxis sollten sie die Hauptsache sein defekte Geräte reparieren“, sagt Lehrer Marc Niell. Er lässt seine Schüler alte und neue Geräte auseinandernehmen, ihre Funktionen prüfen und löschen. Aber viel zum Reparieren der ungenutzten Trainingsgeräte gibt es nicht, und das fällt während des zehnwöchigen Praktikums an.

Zehn Wochen in einem Unternehmen sind viel zu wenig, um einen Beruf wirklich zu lernen. So sieht es zumindest Thomas Peritschke. Der Tischler bekam seinen 1996 Operation CreaTeam in Inka eröffnet. Er ließ deutsche Schüler mehrmals für einen Monat ins Ausland gehen und bildete vor einigen Jahren einen spanischen Jugendlichen aus, der allerdings in dieser Zeit nicht genug lernen konnte. „Auch nach den drei Jahren Ausbildung in Deutschland steht man eigentlich erst am Anfang“, sagt Peritschke. Er weist darauf hin, dass die Qualität der Ausbildung in Deutschland hängt vom Unternehmen ab. „Manche setzen ihre Auszubildenden als billige Arbeitskräfte ein, die dann nur wenig lernen“, sagt er. Dennoch ist ein deutscher Handwerkerabschluss weltweit anerkannt und ein Beweis für eine gute Ausbildung. „Meiner Meinung nach schlafen die Spanier schon lange“, sagt der Schreiner, der sich dennoch über die neuen Initiativen freut.

Tischler lernen, indem sie Fehler machen

Natxo Gual ist auch Tischler. Das klassische spanische Präsenztraining hat der 45-Jährige selbst durchlaufen. „Die theoretischen Grundlagen waren wichtig, aber richtig gelernt habe ich erst später“, sagt er. Gual arbeitete nach der Ausbildung in mehrere kleine Schreiner. “Was in den Schulen gelehrt wird, hat manchmal wenig mit der Realität zu tun”, kritisiert er. Oft sind die Lehrer selbst keine Tischler. Trotzdem ist es nach dieser Ausbildung möglich, ein guter Schreiner zu werden. „Grooming ist schließlich ein Job, den man lernt, indem man ihn macht immer wieder Fehler machen.”

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Diejenigen, die gerade erst anfangen, arbeiten in der Regel noch für weniger Geld. Das ist auch gut so, die Arbeit ist schließlich anders. Gual sieht die Arbeit der manitas. So nennt man in Spanien Leute, die alles reparieren können. Teils privat, teils gewerblich. Wenn Sie eine Panne im Haus haben, rufen Sie oft nicht an teurer Handwerkeraber nur eine manitas, der – mit welcher Ausbildung auch immer – praktisch alles kann. Gual sagt, er habe bereits zu viele Kundenanfragen. So freut er sich manitas Nehmen Sie Arbeit an, die es ihm nicht wert ist. „Wenn jemand Hilfe beim Schrankbau braucht, Mein Stundenlohn ist einfach zu hoch“, er sagt.

Ausbildungsplätze gesucht

Zurück zur Handwerkerausbildung: Nicht jeder Betrieb steht auf seinem Neuen Rolle als Ausbilder bereiten Das Ministerium bietet dazu Schulungen an. „In Deutschland gibt es eine lange Tradition von Unternehmen, die sich an der Ausbildung beteiligen bei uns müssen diese Strukturen noch wachsen“, sagte Antonio Baos. Ein Problem ist, dass es auf der Insel relativ wenige große Unternehmen gibt, die jedes Jahr neue Mitarbeiter brauchen. „Wir wollen daher mittelständischen Unternehmen vermitteln, dass sie nicht nur Auszubildende einstellen sollten, wenn sie neue Mitarbeiter suchen“, sagt er. Nur so kann man es bestimmte Anzahl an Ausbildungsplätzen zu gewährleisten. Auch würden die Betriebe nach und nach mehr Erfahrung in der Ausbildung haben.

Vorerst wird Baos sicher kein Problem damit haben, Handwerker für die Berufsschüler zu finden. „Ich würde gerne eine Lehre machen“, sagt zum Beispiel Schlosser Jan Morisse. Generell stellt er am liebsten junge Leute ein, wenn auch kurz nach der Ausbildung macht oft Fehler ausgehöhlt „Die Älteren haben mehr Erfahrung, sind aber eingebrochen“, erklärt er. “Du kannst den Nachwuchs selbst ausbilden.” Bisher hat er hier auf Mallorca nur einen dualen Auszubildenden. In seinen Augen ist diese Ausbildungszeit ist noch zu kurz. Wenn er die Wahl hätte, würde er auf jeden Fall lieber einen deutschen Handwerker ohne Ausbildung einstellen als einen spanischen.

Allerdings hat er keine Wahl. Wie jeder, mit dem er gesprochen hat, beschwert sich Morisse darüber, dass er keine Neueinstellungen finden. Auf dem Arbeitsmarkt gibt es viele Ungelernte, aber kaum Facharbeiter. Das bestätigt auch Javier Caparros von der IES Politècnic: „In vielen der Lehrberufe werden die Schüler dann zu 100 Prozent übernommen“, sagt er. „Die Betriebe freuen sich über jeden, der die Ausbildung absolviert.“ Es spielt keine Rolle, ob Präsenz oder Double.

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