
“Es wird genug nachhaltige Energie für Elektroautos geben.”


Dass die Energiekrise den Umstieg auf die Elektromobilität bremst, nennt VW-Chef Blom einen „vorübergehenden Effekt“.
Quelle: Getty Images/Fei Yang
Auch unter dem neuen VW-Chef Oliver Blume hält der Konzern an seinem Elektroauto-Kurs fest. Beim Start einer neuen Ladekooperation geben die Verantwortlichen des Konzerns Einblick in ihre Pläne – die über die Grenzen der Automobilindustrie hinausgehen.
DDer rasante Anstieg der Strompreise in Europa verlangsame den Übergang zur Elektromobilität. Auch der neue Chef des Volkswagen Konzerns, Oliver Blume, schließt sich der Einschätzung der Experten an.
Im Gespräch mit Reportern nannte er die Auswirkungen der Energiekrise einen “vorübergehenden Effekt” und plädierte dafür, die mittel- und langfristigen Entwicklungen weiter zu betrachten. „Für uns ist ganz klar, dass Elektromobilität die Zukunft des Volkswagen Konzerns ist“, sagte Bloom.
Sein Vorstandskollege Thomas Schimmel sprach über die unterschiedlichen Schritte bei der Elektrifizierung. „Europa ist ein bisschen abseits, während Amerika beschleunigt“, sagte er. Diese Verlangsamung kann jedoch mittel- und langfristig kompensiert werden.
Bedenken, dass es in Zukunft nicht genug Strom für Elektroautos geben werde, begegnete Shimal. „Sicher wird es genug nachhaltige Energie für Elektroautos geben, aber das Problem ist, dass Strom nicht linear verfügbar ist“, sagte Schmal.
Daher werden Elektroautos als mobile Stromspeicher in Zukunft von großer Bedeutung sein. Nahezu alle Modelle des VW-Konzerns sollen laut Schmall ab Mitte nächsten Jahres „Zwei-Wege-Laden“-fähig sein.
Dies ist eine technische Voraussetzung für den Einsatz als Speicher in einem Netzwerk. Künftig wird Strom bei Bedarf aus den Batterien geparkter Autos ins Netz zurückgespeist. VW sei bereit, in dieses Geschäft einzusteigen, sagte Schmall, der für die Technik an Bord zuständig ist.
VW startet Joint Venture mit Enel in Italien
Anlass des Auftritts war der Start eines neuen Joint Ventures zwischen Volkswagen und dem italienischen Energiekonzern Enel. Das Joint Venture namens Aviva will bis 2025 in Italien ein Hochgeschwindigkeits-Ladenetz mit 3.000 Ladepunkten aufbauen.
Zum Vergleich: Der deutsche Marktführer EnBW plant den Ausbau auf 2500 Ladepunkte in Deutschland bis 2025. Jeder der Aviva Power Connections muss bis zu 350 kW leisten und vollständig mit Ökostrom betrieben werden.
Bis Ende nächsten Jahres will das Unternehmen den Plänen zufolge bereits Ladestationen an 500 Standorten betreiben – in Innenstädten, am Stadtrand und an Hauptverkehrsstraßen. „In Italien mangelt es an Ladeinfrastruktur“, sagte Bloom. Er glaubt, dass der schnelle Ausbau dieser Infrastruktur dort den Marktanteil von Elektroautos steigern kann.
Für einen Konzern mit Milliardenumsatz ist die Investition in Italien relativ gering. In Italien zahlen beide Partner jeweils 100 Millionen Euro. Es passt jedoch in eine große Strategie, in die Entwicklung der Ladeinfrastruktur auf der ganzen Welt zu investieren.
In Europa bietet die Group Charging-Tochter Elli ihren Kunden nun Zugang zu 400.000 Ladepunkten, die von verschiedenen Unternehmen betrieben werden. Das bedeutet, dass VW über ein größeres Netzwerk verfügt als alle seine Konkurrenten, einschließlich Tesla, sagte Schmal. Der amerikanische Konkurrent betreibt weltweit mehr als 40.000 sogenannte Supercharger, die bisher ausschließlich Tesla-Kunden zur Verfügung standen.
Volkswagen will bezahlbare „Einstiegsfahrzeuge“ anbieten.
Bloom bekräftigte, dass Volkswagen auch erschwingliche „Einstiegsfahrzeuge“ anbieten werde, um Elektroautos erschwinglicher zu machen. Dafür wollen sie Skaleneffekte nutzen, also die Kostenvorteile der Massenproduktion.
Strengere Vorschriften und niedrigere Verkaufszahlen werden diese Vorteile für Verbrennungsmotoren schmälern. „Die Balance zwischen Elektroautos und Verbrennungsmotoren wird sich in den kommenden Jahren verändern“, sagte der VW-Chef. Das ist einer der Gründe, warum er am Elektro-Studium festhielt.
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