„Wir müssen weg von der Idee, für andere Vorbild sein zu müssen“

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IW-Chef Prof.  DR.  Michael Hüther - Podum Kölner Presseklub im Hotel Excelsior Ernst
IW-Chef Prof. DR. Michael Hüther © Presseclub Köln

IW-Chef Prof. Hüther im Presseclub über Fehlfunktionen in der Kölner Verwaltung, Inflation und Energieabhängigkeit

Köln – Deutschland, ein Land im Dauerstress mit Krieg in der Ukraine, Energiewende, Inflation und immer noch einer Pandemie. Ein Wendepunkt oder die fetten Jahre sind vorbei? Diese Fragen wurden bei einer Veranstaltung des „Kölner Presseclubs“ im Hotel Excelsior Ernst in Köln gestellt. „Der Begriff Wendepunkt ist angemessen“, sagt Professor Dr. Michael Hüther, Wirtschaftsforscher und Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft. Wir alle haben inzwischen große Veränderungen miterlebt, deren Ausmaß wohl erst im Nachhinein deutlich wird. Seit dem Angriffskrieg in der Ukraine gelten früher selbstverständliche Dinge wie die Abhängigkeit von russischem Gas nicht mehr. Die Frage ist nur, ob die Politik es ernst genug nimmt.

Im Interview mit Peter Pauls (Vorsitzender des Kölner Presseclubs) erläutert Michael Hüther aus wirtschaftlicher Sicht, wie es den Deutschen im Jahr 2022 ergangen ist und welche Perspektiven für das kommende Jahr bestehen. Also halb rosig, aber das Schlimmste ist wohl überstanden. Die „großen Themen“ wie die Abhängigkeit von russischer Energie, die kranke Infrastruktur und vor allem die schlecht ausgestattete Bundeswehr werden uns laut dem Wirtschaftsforscher noch lange beschäftigen. Die Prognose von IW-Chef Michael Hüther:

  • Wir werden nicht zu den alten Bedingungen zurückkehren. Energie wird auch in Zukunft teuer bleiben.
  • Das Schlimmste ist überstanden, aber im Herbst 2023 müssen die Gasspeicher noch aufgefüllt werden.
  • Und fossile Energien lassen sich nicht so schnell durch erneuerbare ersetzen.
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Die Strommixliste vom 8. Dezember lautet wie folgt: Wind 23 %, Biomasse 6,7, Solar 1,7. Können Erneuerbare Energien eines Tages zum Exportschlager werden?

Michael Hüther: „Wir müssen weg von der Vorstellung, Vorbild für andere sein zu müssen“

„Wir müssen weg von der Vorstellung, Vorbild für andere sein zu müssen“, sagt Hüther. “Und wir sind weit davon entfernt, das zu sein, wofür wir uns halten.” Kurzum: Andere sind längst innovativer und vor allem schneller. Texas zum Beispiel hat sich neu erfunden. Der Bundesstaat fördert das meiste Öl aller US-Bundesstaaten, gleichzeitig stammt aber ein Viertel der gesamten Windenergie in den USA von dort. Auch in Deutschland möglich?

Prof.. DR. Michael Hütter, geboren 1962 in Düsseldorf, studiert Wirtschaftswissenschaften und ist Honorarprofessor an der EBS Hochschule in Oestrich-Winkel. Seit 2004 ist er Mitglied des Präsidiums des IW Institut der Deutschen Wirtschaft, getragen von Wirtschaftsverbänden und Unternehmen.

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► Der Moderator des Abends, Peter Pauls vom Kölner Presseclub sind 24RHEIN-Gastautoren. Sie veröffentlichen regelmäßig Artikel aus dem Cologne Press Club Newsletter, den Sie hier abonnieren können.

Die sechzehn Jahre der Regierung Merkel seien “nicht sehr ambitioniert” gewesen, wenn es um die großen klimapolitischen Herausforderungen gehe. Der Glaube, dass es funktionieren würde und dass es ein bisschen „zu viel Köln auf Bundesebene“ gebe, habe sich in diesen Jahren gebildet. Das Stichwort „Köln“ in Verbindung mit „Ambition“ sorgt übrigens regelmäßig für Lacher im Publikum. Eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft kommt zu dem Schluss, dass die Stadt Köln eine teilweise „dysfunktionale Verwaltung wie Berlin“ habe.

Peter Pauls im Gespräch mit Prof.  DR.  Michael Hüther auf dem Podium des Kölner Presseclubs
Peter Pauls im Gespräch mit Prof. DR. Michael Hüther auf dem Podium des Kölner Presseclubs © Kölner Presseclub

„In Köln gibt es keine Veränderungsdynamik“

Ist Köln schon eine gescheiterte Stadt? In der Stadt sei laut Hüther keine „Dynamik des Wandels“ zu spüren. Er bewundere die Toleranz des Kölner Bürgertums mit dieser Situation. Von außen versteht niemand, dass die Renovierung der Kölner Oper noch nicht abgeschlossen ist. Das notorische Scheitern hat mit der Struktur der Stadt zu tun, eine Millionenstadt lässt sich nicht so regieren wie eine 500.000-Einwohner-Stadt. Indikator Krankenstand der Beschäftigten im öffentlichen Dienst: In Köln und auch in Berlin ist er mit 23 Tagen doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt.

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Beispielsweise fühlten sich die Mitarbeiter in den Fachabteilungen überfordert, in einem solchen System zu arbeiten. Es gibt keine Nachkommen und auch die Digitalisierung ist nicht vorangeschritten. Seiner Meinung nach sind grundlegende Veränderungen in der Verwaltung erforderlich, um Köln zu dem zu machen, was es sein kann. Aber auch Leuchttürme, wie zuletzt ein Opernhaus oder ein Universitätsgebäude in der Kölner Innenstadt, können Signalwirkung haben.

Go ahead – eine Einladung nicht nur an die Kölner, sondern an alle Deutschen. Aufgrund des demografischen Wandels fehlt es an Arbeitsvolumen oder in konkreten Zahlen: 4,2 Milliarden Arbeitsstunden bis zum Ende des Jahrzehnts. Zwei Stunden mehr pro Woche zu arbeiten, ist nicht nur der Kölner Stadtverwaltung eine Empfehlung. (Ulrika Brincker / IDRZRNRW)

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